Der 12. November ist der Tag der Wiedergeburt der Pariser Institution «Bataclan». Jerôme Langlet, der Betreiber des Lokals, verkündete vor einer Woche sichtlich bewegt die Wiedereröffnung. Er freue sich, für das Eröffnungskonzert den Weltstar Sting anzukündigen. «Sting macht Lärm für's Bataclan». Was damit gemeint ist: Wir sind laut, wir leben noch, wir lassen uns nicht unterkriegen.
«Es war ein langer Weg, wir haben viel diskutiert, immer wieder hatten wir Zweifel, ob wir das Lokal wirklich wieder aufmachen sollen», so Langlet. Es gab Gespräche mit den Opfern der Attentate, mit ihren Angehörigen, mit den Angestellten des Bataclan.
Wir mussten den Ort befrieden
Man sei jedoch von allen Seiten ermutigt worden, von Musikern, Opfern und Behörden. Alle waren sich einig, dass es wichtig sei, das Bataclan wieder zu eröffnen, «so schnell wie möglich», erzählt Langlet.
Diese entsetzliche Nacht vergessen
Kann man diese Nacht, als Attentäter des IS neunzig Besucher des Konzertlokals niedermähten, je wieder vergessen? Das Blutbad, die Panik, das Sterben? Noch heute, ein Jahr später, sind 20 Leute in Spitalbehandlung und 600 Menschen sind immer noch traumatisiert, werden wegen psychischer Probleme behandelt.
Für sie spielte Sting, ohne Gage. Der Erlös aus den Konzerteintritten kommt den Opfervereinen zugute. «Wir mussten den Ort befrieden», sagt Jerôme Langlet. Alles wurde verändert, damit nichts so aussieht wie in der Nacht des Schreckens.
Alles neu im Bataclan
Nicht nur das Parkett wurde ausgewechselt und Wände gestrichen – auch die Decke ist neu, die Bar wurde komplett erneuert, neue Stühle angeschafft, der erste Stock umgebaut, der Saal vergrössert – alles wurde getan, damit niemand an das Massaker erinnert wird. Gesehen haben das renovierte Lokal bis jetzt nur die Architekten, die Arbeiter – und die Opfer. Für sie gab es schon im April eine Führung.
Und nun also hauchte Sting dem Bataclan als erster neues Leben ein. Das Konzert vom 12. November war innert weniger Minuten restlos ausverkauft. Als hätten die Leute nur darauf gewartet, zu zeigen, wie sehr sie entschlossen sind, sich von den Terroristen nicht einschüchtern zu lassen. Ein Teil der Tickets war für Angehörige der Opfer, und für diejenigen reserviert, die den Alptraum vor einem Jahr überlebt haben.
«Aus Gewalt wird nie etwas entstehen»
Vor dem Konzert sagte Sting auf französisch, das Publikum habe zwei Aufgaben: sich erinnern – und das Leben feiern. Dann begann er das Konzert mit einer Schweigeminute. «Aus Gewalt wird nie etwas entstehen» sang Sting zu Beginn in seinem Lied «Fragile».
Heute, am Jahrestag des Massakers, findet im Bataclan eine Gedenkveranstaltung statt. Mit den Opfer-Vereinen und der Band «The Eagles of Death Metal», die auf der Bühne standen, währenddem die Terroristen mit ihren Kalaschnikows neunzig Menschen niedermähten.
13. November 2015: Das Attentat auf das Bataclan
-
Bild 1 von 6. Vier bewaffnete Männer stürmen im Bataclan ein Rock-Konzert und schiessen wahllos um sich. Es kommen 90 Menschen ums Leben. Die Polizei stürmt das Gebäude erst Stunden später. Bildquelle: Keystone.
-
Bild 2 von 6. Die Spezialeinheiten der französischen Polizei stürmten erst zwischen 00.20 und 00.50 Uhr den Konzertsaal Bataclan, also mehr als zweieinhalb Stunden nach der Geiselnahme der Konzertbesucher. Bildquelle: Keystone.
-
Bild 3 von 6. Verwundete werden aus dem Konzertsaal evakuiert, wo die Band «Eagles of Death Metal» gespielt hatte. 90 Menschen sterben bei bewaffneten Angriffen der Attentäter während des Konzerts und bei der anschliessenden Geiselnahme. Später stürmt die Polizei das «Bataclan» und tötet drei der Angreifer. Bildquelle: Keystone.
-
Bild 4 von 6. Erste Augenzeuge berichten von den Attentaten. Eine Frau, umhüllt von einer Wärmedecke, informiert einen Polizisten vor dem Konzertsaal. Bildquelle: Reuters.
-
Bild 5 von 6. Nicht nur das Bataclan ist Ziel der Terroristen: Die Attentäter schlugen fast zeitgleich an mehreren Orten zu. Bildquelle: srf.
-
Bild 6 von 6. Frankreich in Schockstarre: Tausende versammeln sich in den Tagen und Wochen nach dem Attentat vor dem «Bataclan» und legen Blumen für die Opfer nieder. Bildquelle: Keystone.