In der Nacht auf Mittwoch ist es in Kairo erneut zu Zusammenstössen zwischen Gegnern und Anhängern des entmachteten ägyptischen Präsidenten Mohammed Mursi gekommen. Dabei kam ein Mensch ums Leben, mehrere wurden verletzt.
Hunderte Islamisten waren am Dienstag in mehreren Demonstrationszügen durch die ägyptische Hauptstadt gezogen. Dabei kam es erneut zu heftigen Auseinandersetzungen mit Mursi-Gegnern.
Bisher über 250 Tote
Die Polizei setzte Tränengas ein, um beide Seiten zu trennen. Frauen und Kinder flohen aus dem Protestzug. Die Mursi-Anhänger verwüsteten auch Geschäfte im Zentrum der Hauptstadt, womit sie die Anwohner weiter provozierten.
Seit dem Sturz des islamistischen Präsidenten Mursi wurden bei gewaltsamen Zusammenstössen zwischen ägyptischen Sicherheitskräften und den Islamisten sowie bei Auseinandersetzungen zwischen Mursi-Anhängern und -Gegnern mehr als 250 Menschen getötet. Die Anhänger Mursis fordern dessen Wiedereinsetzung. Dazu haben sie in Kairo zwei Protestlager errichtet.
Filmdrohnen als Argumentationshilfe
Die Muslimbrüder behaupten, an ihren Kundgebungen beteiligten sich mindestens so viele Menschen wie an den Protesten der Mursi-Gegner Ende Juni. Um den Beweis anzutreten, haben die Islamisten ihre Proteste in den vergangenen Tagen mit Kleindrohnen aus der Luft gefilmt. Diese Quadrokopter hatten zuletzt auch Anhänger der Gezi-Park-Protestbewegung in Istanbul eingesetzt.
Die Regierung wägt das weitere Vorgehen noch ab. Sie will eine gewaltsame Auflösung der Lager vermeiden. Sollten Sicherheitskräfte und Islamisten aneinander geraten, ist die Gefahr von hohen Opferzahlen gross.
Einfluss der Islamisten geschwächt
Derzeit ist die Lage besonders angespannt, denn es wird erwartet, dass die Sicherheitskräfte die beiden Lager bald räumen. Offenbar verdichten sich die Anzeichen vor allem für eine baldige Räumung des Protestlagers in Nasr City: Das ägyptische Nachrichtenportal «youm7» meldete den Abzug einiger Islamisten.
Von einem kompletten Rückzug ist aber nicht die Rede. Im Gegenteil: Einige der Mursi-Anhänger hätten sich beim Eingang Position bezogen, um mögliche Angriffe der Polizei abzuwehren.
Entmachtung der Muslimbrüder
Interimspräsident Adli Mansur schwächte den politischen Einfluss der Muslimbrüder unterdessen weiter. Er ernannte mindestens 18 neue Provinzgouverneure, die Hälfte von ihnen Generäle im Ruhestand.
Mursi hatte zahlreiche Zivilisten, darunter auch Muslimbrüder, auf die Posten gehoben. Er brach damit mit einer Tradition seines Vorgängers Husni Mubarak, der diese Ämter oft mit pensionierten Armee- und Polizeioffizieren besetzte.
Sendungsbeitrag zu diesem Artikel
Lage in Kairo angespannt: Protestcamps noch nicht geräumt
Lage in Kairo angespannt: Protestcamps noch nicht geräumt