SRF: Beat Soltermann in Washington; Barack Obama hat nur eine knappe Viertelstunde geredet, aber es war wohl eine der wichtigsten Reden, die er je im Weissen Haus gehalten hat. Wie ist sie rübergekommen?
Beat Soltermann: Es war eine starke, klare, direkte Rede. Obama sagte das, was man von ihm erwarten durfte. Die ersten Reaktionen hier in den USA sind positiv, sogar beim konservativen Sender Fox News – mit einer kleinen Einschränkung: Es hiess, man hätte so etwas von Obama schon vor einem Monat hören wollen.
Sie sagen, es war eine starke Rede. Hat Obama auch Punkte offen gelassen?
Zwei Informationen habe ich besonders vermisst. Erstens liess Obama offen, ab wann genau mit diesen Massnahmen gegen die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) zu rechnen ist. Hier wollte Obama vielleicht auch nicht zu viel verraten, denn der Feind hört schliesslich mit. Zweitens blieb unklar, wer in Syrien die Partner am Boden sind. Das ist eine der heikelsten Fragen in der US-Strategie gegen IS.
Obama hat gesagt, er wolle keinen Alleingang der USA, sondern eine breit abgestützte Allianz. Abgesehen von den Partnern am Boden, die man noch nicht kennt: Wie stellt er sich diese Allianz vor?
Das amerikanische Aussenministerium hat soeben eine dicke Dokumentation verschickt. Dort sind 38 Länder aufgeführt und was diese genau beitragen wollen. Die Liste macht einen etwas improvisierten Eindruck. Von Waffenlieferungen über Training für Oppositionelle bis hin zu humanitärer Hilfe ist dort alles zu finden. Humanitäre Hilfe ist übrigens das, was gemäss der Liste die Schweiz anbietet.
Historische Rede
Obama hatte in der Rede zur Nation angekündigt, dass er Luftangriffe auf Islamisten auch auf syrischem Boden fliegen werde. Das bedeutet eine Kehrtwende in der US-Politik. Wann die ersten Angriffe geflogen werden, sagte der US-Präsident nicht. Zugleich macht er deutlich, wie stark die Regierung in Washington die Extremistengruppe auch als Bedrohung für die eigene Sicherheit ansieht.