EU-Gesundheitskommissar Tonio Borg hat klare Vorstellungen, wie er Rauchern den Griff zur Zigarette erschweren kann. Den Entwurf eines entsprechenden Gesetzesvorschlags stellte Borg in Brüssel vor.
Der Inhalt: Warnungen wie «Rauchen tötet» sollen künftig 75 Prozent der Vorder- und Rückseite der Zigarettenpackung ausmachen. Für den Markennamen bliebe deshalb weniger Platz. Derzeit sind Warnhinweise auf beiden Seiten der Zigarettenpackungen nur etwa halb so gross.
Die Markenlogos sollen auch weiterhin erlaubt sein, zusätzliche Werbebotschaften dagegen nicht. Bezeichnungen wie «natürlich» oder «biologisch» sollen künftig tabu sein. Für «mild» und «leicht» gilt das schon jetzt.
Schärfstes Gesetz in Australien
Der EU-Kommissar möchte auch Slim-Zigaretten vom Markt verbannen – genauso Geschmacks- und Zusatzstoffe wie Koffein, Taurin, Vitamine oder Zutaten, die den Rauch verfärben. Borgs Begründung: «Die Verbraucher dürfen nicht in die Irre geführt werden.» Tabakerzeugnisse müssten wie Tabakerzeugnisse aussehen und schmecken.
Ein Blick ins Ausland zeigt: Es geht noch strenger. Australien kennt das weltweit schärfste Gesetz und die härtesten Auflagen gegen Tabakwerbung. So dürfen Zigaretten nur in schlichten olivgrünen Schachteln verkauft werden, auf denen drastische Warnungen vor Gesundheitsrisiken abgedruckt sind. Daneben ist es unter anderem Personen unter 18 verboten, Zigaretten zu kaufen.
In der Schweiz ist maximal die Hälfte bedeckt
So weit wie Australien wie die EU-Kommission nicht gehen. Die Mitgliedstaaten sollen weiter frei entscheiden können, ob sie Einheitspackungen wie in Australien vorschreiben.
In der Schweiz gilt derzeit: Warnhinweise müssen auf Tabakprodukten 35 Prozent (Vorderseite) respektive 50 Prozent (Rückseite) der Packung bedecken. Ein schwarzer Rahmen ist obligatorisch. Die Bilder auf den in der Schweiz verkauften Zigarettenpackungen stammen von der EU.
Tabakpreise in der Schweiz steigen stetig
Die Tabakindustrie wehrt sich gegen die Vorschläge der EU. So hält der Hersteller Philip Morris wenig von zu übertriebenen Grössenvorschriften, wie er gegenüber «Espresso» in einer Stellungnahme schreibt.
Laut Suchtmonitoring Schweiz rauchten 2011 24,8 Prozent der Bevölkerung. Männer und Frauen halten sich die Waage. Über ein Drittel der Raucher greift zu mindestens einem Päckchen Zigaretten pro Tag.
Verglichen mit den Vorjahren hat der Anteil der Raucher in der Schweiz stetig abgenommen.
Waren es 2010 27 Prozent, rauchten 2001 beispielsweise noch 33 Prozent. Im Gegenzug sind die Preise für Zigarettenpäckchen gestiegen – so hoch wie in Australien sind sie aber noch lange nicht. Dort müssen Raucher für ein Päckchen um die 17 australische Dollar (ca. 16 Franken) hinblättern.