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Rauch in der Kabine Triebwerkproblem führte zu Notlandung von Swiss-Airbus

  • Ein Airbus der Swiss musste am Montag auf dem Flug von Bukarest nach Zürich in Graz notfallmässig landen.
  • Grund für die Notlandung waren ein Triebwerkproblem sowie Rauchentwicklung in Cockpit und Kabine, wie die Swiss mitteilte.
  • Zwei der drei Crewmitglieder befinden sich weiterhin im Spital in Graz, eines von ihnen auf der Intensivstation.

Die Ursachen für die Rauchentwicklung würden nun «lückenlos geklärt», teilte die Swiss am Donnerstagabend mit. Man arbeite dabei eng mit den zuständigen Behörden, dem Triebwerkshersteller Pratt & Whitney und dem Flugzeughersteller Airbus zusammen.

Rauch in Kabine und Cockpit

Im Lead sind laut dem Bundesamt für Zivilluftfahrt (Bazl) die österreichische Sicherheitsuntersuchungsstelle des Bundes (SUB) sowie die Staatsanwaltschaft vor Ort. Sie untersuchten die Details, die zum Vorfall geführt hätten. Bis diese bekannt seien, bleibe das betroffene Flugzeug am Boden.

Nach Angaben der Fluggesellschaft waren beim Flug Triebwerkprobleme entstanden und es hatte sich Rauch in Kabine und Cockpit verbreitet. Die Cockpit-Besatzung habe sich daher entschieden, den Flug abzubrechen, schreibt die Swiss. An Bord des Airbus A220-300 befanden sich 74 Passagiere und fünf Besatzungsmitglieder. Das Flugzeug sei sicher gelandet, und alle Passagiere seien evakuiert worden, hiess es von der Fluggesellschaft weiter.

Passagierin berichtet von Rauchentwicklung an Bord

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Eine Passagierin hat nach der Notlandung des Swiss-Flugzeugs von einer Explosion am Triebwerk und viel Rauch in der Kabine berichtet. «Es war ein seltsames Geräusch, sehr viel Rauch und die Leute konnten nicht atmen. Ich wusste nicht, was passiert war», sagte sie der österreichischen «Kleinen Zeitung» in einem Videointerview.

Sie habe zunächst geschlafen, dann ein Geräusch gehört und Rauch gerochen. «Ich bin in Panik geraten, ich wusste nicht was los war», sagte die junge Frau. «Ich versuchte mich zu beruhigen.» Der Flugzeug-Kapitän habe dann gesagt, dass er eine Notlandung machen müsse. Andere Passagiere hätten eine Explosion und Feuer am Triebwerk gesehen.

Ein Crewmitglied musste intensivmedizinisch betreut werden und liegt auch am Donnerstag noch auf der Intensivstation, so die Swiss weiter. Das Crewmitglied war mit einem Helikopter in ein Spital geflogen worden.

Passagiere per Extraflug zurück nach Zürich

Zwölf hospitalisierte Passagiere und zwei Crewmitglieder konnten bereits am Dienstag das Spital verlassen. Am Dienstagvormittag sind 63 Passagiere von Graz per Extraflug zurück nach Zürich geflogen, schreibt die Swiss auf Anfrage von SRF. Die Passagiere hatten die Nacht in Hotels verbracht.

Der Flughafen Graz war wegen des Vorfalls zeitweilig geschlossen. Der Airbus A220-300 wurde gemäss Communiqué von der Piste entfernt.

A220: Moderner Kurzstreckenjet mit Triebwerkproblemen

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Bei dem von der Notlandung in Graz (Ö) betroffenen Swiss-Flugzeug handelt es sich um eine Maschine des Typs Airbus A220. Der Jet gilt als modern und setzte bei der Indienststellung 2016 neue Massstäbe beim Treibstoffverbrauch. Doch Sorgenkinder sind die Triebwerke. Es kam schon mehrfach zu Zwischenfällen und gar zu einem Einsatzstopp der Flotte.

Die Lufthansa-Tochter Swiss setzt 30 Maschinen des Kurzstreckenjets ein, 21 in der Lang- und 9 in der Kurzversion. Die längere Ausführung verfügt über 145 Sitzplätze und hat eine Reichweite von gut 6000 Kilometer. Der Treibstoffverbrauch ist laut der Airline gegenüber vergleichbaren Flugzeugen bis zu einem Viertel tiefer.

Doch die Swiss und andere Airlines wie Air Baltic blicken auf eine lange Leidensgeschichte mit dem A220 zurück, vorab wegen der Triebwerke des US-Herstellers Pratt & Whitney. 2019 groundete die Swiss gar ihre A220-Flotte und unterzog sie einer Inspektion. Vorausgegangen waren drei Triebwerkabschaltungen innerhalb von drei Monaten inmitten von Reiseflügen. Ein Notfallgremium musste evaluieren, ob und wie ein sicherer Flugbetrieb mit der Flotte sichergestellt werden konnte. Motorenausfälle trafen auch andere Airlines.

Die US-Luftfahrtbehörde FAA verlangte 2019 und 2020 in Anweisungen unter anderem zusätzliche Checks der Triebwerke von Pratt & Whitney. Bei Vorfällen waren wegen einer Fehlfunktion Teile des Triebwerks nach aussen geschleudert worden. Pratt & Whitney führte mehrfach Verbesserungen an den Triebwerken durch, darunter Material- und Designanpassungen, um die Zuverlässigkeit zu erhöhen.

Doch erst im vergangenen Jahr musste fast jeder dritte A220-Swiss-Jet erneut vorübergehend am Boden bleiben. Auch hier hatte Pratt & Whitney Ärger mit den Triebwerken. Gemäss der Lufthansa-Gruppe waren diese weniger zuverlässig als erwartet. Zu schaffen machten den Airlines zudem ein Ersatzteilmangel, Lieferprobleme und zu wenige Reparaturtermine.

Das zweistrahlige Kurzstreckenflugzeug wurde ursprünglich vom kanadischen Hersteller Bombardier als CSeries entwickelt. 2018 übernahm das europäische Airbus-Konsortium das Programm unter der Bezeichnung A220.

SRF 4 News, 23.12.2024, 22:00 Uhr ; 

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