- Das Volk leistete Widerstand
Präsident Recep Tayyip Erdogan hat glühende Anhänger in der Türkei, die in Massen auf die Strasse zogen. Seit 2002 hat seine islamisch-konservative AKP jede Wahl gewonnen. Noch wichtiger: Erdogans Kritiker lehnten den Putschversuch ebenfalls ab. Drei Oppositionsparteien sitzen im Parlament, alle drei schlugen sich auf die Seite der Regierung. Auch die Polizei blieb der Regierung treu. Die Türken erinnern sich noch gut an den Putsch von 1980. Während der folgenden Militärdiktatur sassen Zehntausende im Gefängnis.
- Das Militär war gespalten
Wenn die Putschisten gehofft hatten, dass sich ihnen grosse Teile der Armee anschliessen würden, ging die Rechnung nicht auf. Sie hatten schlicht nicht genug Soldaten, um strategisch wichtige Orte zu besetzen und auch zu halten. Armeechef Hulusi Akar und andere hochrangige Militärs waren regierungstreu – ebenso die Piloten, die sich auf Befehl der Regierung in Kampfjets setzen, um von den Putschisten gekaperte Flugzeuge abzuschiessen.
- Die Putschisten konnten Erdogan nicht festsetzen
Der Präsident war im Urlaub an der türkischen Ägäis-Küste in Marmaris. Sein Hotel wurde nach Erdogans Angaben auch bombardiert – aber erst, nachdem er abgereist war.
- Erdogan nutzte das Internet
Obwohl über Stunden unklar war, wo Erdogan steckte, konnte er sein Volk erreichen. Im Fernsehsender CNN Türk war er auf dem Bildschirm eines Smartphones zu sehen, das eine Moderatorin in die Kamera hielt. Per Facetime, einem Apple-Dienst für Videotelefonie, sprach er zum Land.
Auch Twitter nutzte er, den Kurznachrichtendienst, den er vor gut zwei Jahren noch hatte blockieren wollen. Rasend schnell verbreiteten sich im Netz Bilder von Zivilisten, die sich den Putschisten entgegenstellten.
- Die Weltgemeinschaft stellte sich hinter Erdogan
Ob Vereinte Nationen, Nato, EU, USA, Russland, Frankreich oder Deutschland, keine internationale Stimme von Weltrang hiess den versuchten Putsch gut – bei aller Kritik am türkischen Präsidenten und dessen autoritärem Führungsstil. Einstimmig mahnte die internationale Gemeinschaft an, dass die demokratische Grundordnung zu achten sei.