Unter dem Eindruck des Terrorschocks von Paris rücken die mächtigsten Industrie- und Schwellenländer (G20) im Kampf gegen islamistische Gewalt zusammen. Trotz Differenzen über das Vorgehen im Syrienkrieg sandte der G20-Gipfel im türkischen Belek nahe Antalya am Sonntag ein starkes Signal, die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) bezwingen zu wollen. Einigkeit herrschte auch über eine Ausweitung der Hilfe für die Flüchtlinge und eine gerechtere Verteilung. Das geht aus dem Entwurf der Abschlusserklärung hervor, der am Montag verabschiedet werden soll.
«Eine koordinierte und umfassende Antwort ist nötig, um diese Krise und die langfristigen Konsequenzen anzugehen», heisst in der Erklärung. Die G20 versprechen, ihre Bemühungen zum Schutz und zur Unterstützung der Flüchtlinge zu verstärken. Es müssten «dauerhafte Lösungen» gefunden und die politischen Konflikte angepackt werden. Alle Staaten werden aufgerufen, zur Bewältigung der Krise beizutragen und «die damit verbundene Verantwortung zu teilen».
Obama und Putin schütteln Hände
Zum Auftakt ihrer ersten Arbeitssitzung erhoben sich die Staats- und Regierungschefs zu einer Schweigeminute für die Opfer der blutigen Terroranschläge in Paris. US-Präsident Barack Obama kündigte an, die Bemühungen für eine friedliche Lösung im Syrienkonflikt und die Beseitigung der Terrormiliz IS «verdoppeln» zu wollen, um die Ursachen für Terrorismus und Flüchtlingskrise zu beseitigen.
US-Präsident Barack Obama und der russische Staatschef Wladimir Putin haben am Rande des G20-Gipfels in der Türkei bilateral beraten. Das Gespräch habe etwa 20 Minuten gedauert, meldeten russische Agenturen.
Wie Bilder des staatlichen türkischen Fernsehens zeigten, setzten sich Obama und Putin nach der ersten Gipfelsitzung am Sonntag an einem kleinen Beistelltisch zusammen. Beide beugten sich nach vorne und gestikulierten während der offenbar lebhaften Unterhaltung angeregt.
Ein Vertreter des Weissen Hauses sprach anschliessend von einer «konstruktiven Diskussion». Beide Staatschefs seien sich einig, dass es einen von Syrien gestalteten politischen Übergang in dem Land geben solle. Vorausgehen müssten von der UNO begleitete Verhandlungen zwischen der syrischen Regierung und der Opposition sowie ein Waffenstillstand, hiess es weiter.
Putins aussenpolitischer Berater Juri Uschakow sagte nach dem Treffen, Moskau und Washington teilten dieselben «strategischen Ziele» im Kampf gegen die IS-Miliz. «Es bestehen aber weiter Meinungsverschiedenheiten über die Taktik», fügte er hinzu.
Über ein Treffen Putins mit Obama war vor dem Gipfel viel spekuliert worden, aber keine der beiden Seiten hatte es offiziell bestätigt. Wegen Syrien und des Kampfes gegen den Terror gibt es aber Abstimmungsbedarf zwischen den USA und Russland.
Eis beim Gipfelfoto gebrochen
Das Eis zwischen Putin und Obama war offenbar schon zuvor bei der Aufstellung zum traditionellen Familienfoto gebrochen worden, als sich Putin und Obama die Hand gaben und auch einige Sekunden lang miteinander sprachen.
Es war das erste direkte Aufeinandertreffen der Präsidenten seit Russland Ende September Luftangriffe in Syrien gestartet hatte. Die USA und der Westen vermuten dahinter eine Unterstützung von Machthaber Baschar al-Assad. Dies und der Konflikt in der Ukraine hatten die US-russischen Beziehungen auf einen Tiefpunkt sinken lassen.
Das letzte Treffen zwischen Obama und Putin fand im September am Rande der UNO-Konferenz in New York statt. Danach begann Russland seine Luftangriffe in Syrien. Zuvor hatte es zwei Jahre lang kein direktes Gespräch gegeben.
Terror und Flüchtlinge
Der Terrorismus und die Flüchtlingskrise dominieren den zweitägigen G20-Gipfel, der unter besonders strengen Sicherheitsvorkehrungen stattfindet. Wirtschaftsfragen, die Verringerung der Kluft zwischen Arm und Reich, ein gerechteres globales Steuersystem und der Klimaschutz sind weitere Themen.
Die türkischen Sicherheitskräfte gingen währenddessen gegen mutmassliche IS-Kämpfer vor. Mehrere Menschen wurden getötet. Auch flog die Luftwaffe Angriffe gegen Stellungen der verbotenen kurdischen Arbeiterpartei PKK im Norden des Iraks. Bei Protesten in Antalya kam es zu Festnahmen.