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Geiselabkommen Israel: Hamas übergibt andere Leiche als vereinbart

  • Die Hamas hat nach israelischen Angaben mit der Übergabe einer falschen Leiche gegen die Waffenruhe-Vereinbarung verstossen.
  • Bei der Leiche einer Frau, die mit zwei Kinderleichen übergeben wurde, handle es sich nicht wie vereinbart um die Mutter der beiden, sondern um eine Unbekannte.
  • Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu droht der Hamas mit Konsequenzen.

«Dies ist eine anonyme, nicht identifizierte Leiche», teilte Israels Armee in der Nacht nach forensischen Untersuchungen mit. Dies sei ein schwerer Verstoss gegen die Vereinbarung, vier getötete Geiseln zu übergeben. Bei zwei Kinderleichen handele sich um die vor mehr als 16 Monaten in den Gazastreifen verschleppten Brüder. Bei der am Vortag ebenfalls übergebenen Frauenleiche handele es sich jedoch nicht um deren Mutter.

Hamas räumt möglichen Irrtum ein

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Die Hamas will die Behauptung Israels überprüfen und spricht von einem möglichen Versehen. «Wir weisen auf die Möglichkeit eines Irrtums oder einer Vermischung von Leichen hin», stand in einer Erklärung der Terrorgruppe.

Nach Darstellung der Hamas ist das eine Folge israelischer Bombardierungen des Ortes, an dem sich die Familie Bibas mit anderen Palästinensern aufhielt. Tatsächlich wurde die Familie gegen ihren Willen dort festgehalten.

Israel fordert nun in einer Mitteilung die Rückgabe der Leiche zusammen mit allen anderen Geiseln. Israel habe diese Forderung auch in einer dringenden Botschaft an die Vermittler erhoben und darin protestiert, dass die Hamas gegen die Vereinbarungen verstossen habe, berichtete die israelische Nachrichtenseite «ynet». Ein ranghoher israelischer Beamter habe die Situation als «zutiefst schockierend» beschrieben. «Wir wissen nicht, warum sie das getan haben. Das ist ein grosser Vertrauensbruch.»

Die Hamas reagierte mittlerweile: Sie kündigte eine Untersuchung an, ob es bei der Übergabe der vier toten Geiseln am Donnerstag möglicherweise einen Fehler oder eine Vermischung sterblicher Überreste gegeben hat.

Netanjahu droht Hamas

Der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanjahu kündigte entschlossenes Handeln an, um alle lebenden und toten Geiseln zurückzuholen. Man werde «sicherstellen, dass die Hamas den vollen Preis für diesen grausamen und bösartigen Verstoss gegen das Abkommen zahlt», so Netanjahu in einer Videobotschaft.

Der US-Sondergesandte für Geiselfragen sprach in einem CNN-Interview von einer «entsetzlichen Entscheidung» der Hamas und einer «klaren Verletzung» der Waffenruhe.

Weitere Umsetzung des Deals unklar

Unklar ist, wie es mit der Umsetzung des Deals zwischen Israel und der Hamas jetzt weitergehen soll. Vier weitere Leichen sollten laut der Hamas in der kommenden Woche Israel übergeben werden. Zudem sollen am Samstag sechs weitere Geiseln im Rahmen des Abkommens zwischen Israel und der Islamistenorganisation freikommen.

Hamas-Männer tragen einen Sarg.
Legende: Die Leichen wurden am Donnerstag in einer pietätlosen Aktion der Hamas übergeben. REUTERS/Hatem Khaled

Im Zuge einer Vereinbarung mit der Hamas sollte Israel Berichten zufolge alle Frauen und Minderjährigen freilassen, die seit Beginn des Gaza-Kriegs im Oktober 2023 festgenommen wurden und die nicht am bewaffneten Kampf gegen Israel beteiligt gewesen sein sollen.

Pietätloses Inszenierung der Hamas

Vier Leichen waren am Donnerstag in einer Inszenierung der islamistischen Terrororganisation in Chan Junis im Süden des Küstengebiets an Vertreter des Internationalen Komitees vom Roten Kreuz (IKRK) übergeben worden. Die Hamas hatte am Übergabeort eine Bühne errichtet, zahlreiche jubelnde Schaulustige versammelten sich neben Dutzenden vermummten und maskierten Islamisten in Uniformen zu lauter Musik. Dies sorgte auch international für grosse Empörung.

Das Schicksal der in den Gazastreifen entführten Mutter und ihrer Söhne war seit langem ungeklärt gewesen. Videoaufnahmen der verängstigen Mutter und ihrer beiden rothaarigen Söhne, die bei der Entführung nach dem Massaker der Hamas-Terroristen im israelischen Grenzgebiet am 7. Oktober 2023 entstanden, gingen um die Welt.

Der Vater der Kinder wurde kürzlich freigelassen. «Unglücklicherweise ist meine Familie nicht zu mir zurückgekehrt», teilte er nach seiner Rückkehr nach Israel mit. «Mein Licht ist immer noch dort (im Gazastreifen), und solange sie dort sind, ist hier alles düster.»

HeuteMorgen, 21.2.25, 6 Uhr ; 

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