Eine positive Entwicklung zwischen der griechischen Regierung und den Gläubigern scheint aufgegleist zu sein. Dies erklärte zumindest der französische Finanzminister Michel Sapin vor dem Euro-Krisengipfel, an dem ein Kompromiss gefunden werden soll, damit Athen nicht in Zahlungsverzug gerät.
«Was Griechenland jetzt braucht, ist Stabilität, Ruhe und eine Rückkehr zur Wirtschaftstätigkeit und Beschäftigung», sagte Sapin. Auf die Frage, ob es ohne die Unterstützung des Internationalen Währungsfonds (IWF) nicht besser wäre, sagte der französische Finanzminister: «Das ist heute nicht möglich.»
«Ein Schub nach vorne»
Frankreichs Präsident François Hollande hatte zuvor einen Vertrag gefordert, der für beide Seiten akzeptabel sein muss. Wenn beide Seiten auf ihren Positionen beharren und nicht aufeinander zugehen würden, dann werde eine Vereinbarung unmöglich. Diese Annäherung sei im Gange und geschehe in einem guten Umfeld, erklärte Hollande.
An eine Einigung auf dem EU-Sondergipfel glaubt auch der Aussenminister Luxemburgs, Jean Asselborn. «Es wird einen Schub nach vorne geben», sagte er vor den Medien.
Der Kabinettschef von EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker, der Deutsche Martin Selmayr, begrüsste auf Twitter die griechischen Bemühungen zur Beendigung des Schuldenstreits. Er sprach von einer guten Basis, aber auch von einer «Zangengeburt», um auf dem Treffen der Staats- und Regierungschefs am Montag Fortschritte zu erzielen.
EU-Wirtschaftskommissar Pierre Moscovici rechnet mit einem positiven Ausgang im Schuldenstreit. «Wir bewegen uns in die richtige Richtung. Wir haben eine solide Grundlage für eine Einigung», sagte er dem Radiosender «Europe 1». Er sei davon überzeugt, dass ein Ausweg gefunden werde. Der politische Wille aller, werde sich durchsetzen.
Bundeskanzlerin Angela Merkel macht eine Entscheidung zu Griechenland beim Sondergipfel am Montagabend von einer «abschliessenden Empfehlung» von EZB, IWF und EU-Kommission abhängig. «Gibt es eine solche Empfehlung der drei Institutionen, dann kann es auch zu Entscheidungen kommen», sagte Merkel. Gebe es sie nicht, dann werde das Treffen der Staats- und Regierungschefs nur ein Beratungsgipfel sein. «Und da gibt es ja in dieser Woche auch noch viele Tage Zeit, um gegebenenfalls Entscheidungen zu treffen», signalisierte Merkel zugleich weiteren Spielraum für eine Lösungsfindung.
Die Kanzlerin unterstrich zugleich, für Deutschland sei der Massstab das Prinzip der Solidarität. Dies bedeute, dass auf griechischer Seite eigene Anstrengungen sichtbar sein müssten. «Das sind zwei Seiten ein und derselben Medaille.» Merkel betonte zugleich, die Zeit zur Prüfung der neuen Vorschläge aus Griechenland sei kurz.
EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker dämpfte Hoffnungen auf einen schnellen Durchbruch in den Verhandlungen mit Griechenland.
Ich weiss nicht, ob wir uns heute mit Griechenland einigen werden.
Tsipras legt «endgültige Lösung» vor
Der griechische Ministerpräsident Alexis Tsipras fordert eine tragfähige Lösung. Griechenland müsse innerhalb der Euro-Zone zum Wachstum zurückfinden. Zugleich lehnte Tsipras aber ab, die Mehrwertsteuer auf Strom zu erhöhen.
Tsipras hatte am Sonntag Vorschläge für eine «endgültige Lösung» der Schuldenkrise vorgelegt. Laut griechischen Medien sei Athen bereit, die Mehrwertsteuer im Tourismus zu erhöhen, die meisten Frührenten abzuschaffen und die Reichen des Landes mit einer Sondersteuer zu belegen.
«Athen weicht von seinen Roten Linien zurück», titelte die Athener Zeitung «Ta Nea» Das Blatt sieht das «Ende der Frührenten». Details zu den Vorschlägen gab es aus offiziellen Kreisen keine.
Laut den griechischen Finanzmedien bot Athen den Gläubigern harte Steuer- und Sparmassnahmen an. Die Massnahmen sollen in den kommenden eineinhalb Jahren fünf Milliarden Euro einbringen, schreibt etwa «Capital» auf seiner Website.
Unter anderem solle der Mehrwertsteuersatz für Grundnahrungsmittel wie Reis und Nudeln von 13 auf 23 Prozent erhöht werden. Die umstrittene Immobiliensteuer solle bleiben und es solle Sondersteuern auf Einkommen und Gewinne geben. Ausserdem wolle Athen die meisten Frührenten abschaffen und die Rentenbeiträge erhöhen.