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International «Grosse Traurigkeit» in Nepal

Manuela Wegmüller war als Schweizer Touristin in Nepal unterwegs, Pratibha Khanal arbeitet für das Hilfswerk World Vision Schweiz. Beide haben die Katastrophe hautnah miterlebt. Mindestens ebenso heftig wie die eigentlichen Erdstösse sind für die 32-jährige Khanal die «emotionalen Nachbeben».

Samstagmorgen: Pratibha Khanal war in Nepals Hauptstadt Kathmandu im Gottesdienst, als plötzlich die Erde bebte.

Immer wieder heftige Stösse, 90 lange Sekunden lang. Es schien nicht mehr aufhören zu wollen, erzählt sie: «Im ersten Moment bekommt man Panik, weil man denkt, oh, das ist jetzt das Jahrhundert-Beben, von dem alle gesprochen haben. Und jetzt sitzen wir mittendrin und sind gar nicht vorbereitet darauf.»

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Internationale Hilfe für Nepal angelaufen
Aus Tagesschau vom 26.04.2015.
abspielen. Laufzeit 2 Minuten 36 Sekunden.

Vor allem die Ärmsten betroffen

Doch Pratibha Khanal und die Leute im Gotteshaus hatten Glück. Das Haus hielt den Erschütterungen stand. «Wir waren einfach nur froh, dass wir zu dem Zeitpunkt in einem richtig gut gesicherten Gebäude waren. Aber uns war auch schon klar, dass es in der Stadt ganz anders aussehen müsste.»

Überall kaputte Häuser, Trümmer, verletzte Menschen, Menschen, die ums Leben kamen: Sie habe grosses Leid gesehen. Getroffen habe es einmal mehr die Ärmsten, deren Häuser nicht gut gebaut waren.

Über 3200 Tote bestätigt

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Die Zahl der Todesopfer des schweren Erdbebens in Nepal ist auf 3218 gestiegen. Mehr als 6500 Menschen wurden am Samstag bei den schwersten

Erschütterungen in dieser Region seit über 80 Jahren verletzt, teilte die Polizei am Morgen mit.

Risikoreiche Suche in den Trümmern

Die Leute übernachten seither im Freien, auch Pratibha Khanal auf einem Gemüsefeld, so erzählt sie weiter. Der Schock wich der Trauer: «Jetzt im Nachhinein fühlen wir eine grosse Traurigkeit darüber, dass viele Menschen ihr Heim verloren haben. Viele Menschen sind immer noch verschüttet und rufen aus den Trümmern heraus um Hilfe.»

Diesen Leuten, die noch in den Trümmern eingeschlossen sind, zu helfen, sei jedoch äusserst riskant. Unberechenbare Nachbeben erschwerten die Rettung. Ganz schwierig mit diesen vielen Nachbeben sei, das persönliche Risiko in diese Trümmer reinzugehen. Das sei ein ganz grosses Dilemma, sagt Khanal. «Das macht auch die ganze Situation noch angespannter, weil man hin- und hergerissen ist, zwischen dem 'Es muss doch geholfen werden' und von wem dürfen wir das dann auch erwarten.»

Ein Helfer mit Schaufel an einem Trümmerberg.
Legende: Lebensgefährliche Suche nach Überlebenden. Prathiba Khanal beschreibt die Risiken für Retter. Reuters

Erde gibt keine Ruhe

Immerhin seien nun erste internationale Hilftrupps in Kathmandu angekommen. Das sei gut, denn es fehle an Medikamenten und an Spitalplätzen. Auch hätte es grösstenteils keinen Strom mehr, Benzin sei Mangelware und die Nahrungsmittel gingen langsam aus, erzählt die 32-Jährige weiter.

Und immer wieder bebe es, die Erde gebe keine Ruhe: «Es ist erstaunlich, dass wir uns daran gewöhnt haben, dass es diese manchmal halbstündlichen, manchmal stündlichen Nachbeben gibt. Dieses Rütteln und Schütteln ist schon für uns hier fast schon normal geworden.»

«Emotionale Nachbeben sehr viel stärker»

An die ständigen Nachbeben hätte man sich bereits gewöhnt. An die emotionalen Nachbeben aber nicht: «Das emotionale Nachbeben ist eigentlich sehr viel stärker. Wenn man realisiert, wie viele Häuser zerstört, wie viele Familien auseinandergerissen, wie viele Familienangehörige vermisst, verschüttet, gestorben sind.»

Gross sei das Leid, gross sei aber auch die Solidarität. Deshalb werde auch sie, Pratibha Khanal, in Kathmandu bleiben.

«Der ungünstigste Ort überhaupt»

Die Schweizerin Manuela Wegmüller ist zurzeit als Touristin in Nepal unterwegs. Sie befindet sich in Pokhara, der zweitgrössten Stadt des Landes. Wie sie das Erdbeben erlebt hat, hat sie SRF News erzählt.

Touristen schlafen auf Sesseln in einer Hotelhalle.
Legende: Schlafende Touristen im Foyer eines Hotels in Kathmandu. Auch Manuela Wegmüller konnte aus ihrem Zimmer flüchten. Reuters

Samstagmittag: In Pokhara, 200 Kilometer westlich von Kathmandu, bebt die Erde. «Ich war im höchsten Hotel im obersten Stock eingeschlossen. Der ungünstigste Ort überhaupt und musste dieses Beben halt im Zimmer drin ausharren, bis es fertig war. Und konnte dann endlich die Treppen benutzen, um endlich rausgehen zu können.» Das erste Beben habe etwa 90 Sekunden gedauert.

Das Hotel blieb stehen und die Schäden im touristischen Teil der Stadt seien gering, erklärt Wegmüller. «Was ich aber gehört habe von Nepalesen, dass es doch vereinzelt Verletzte und Tote gegeben hat in Pokhara.»

Keine Polizei, kein Militär

Nun sind alle draussen, auf der Strasse, haben in den Gärten Zelte aufgestellt. «Ich selber bin jetzt auch in so einer Art Flüchtlingscamp mit ungefähr 50 bis 100 Leuten. Auf einer grossen Wiese habe ich da einen Platz. Die Geschäfte sind zu, die Hotels bleiben dunkel.» Es sei eine «angespannte, nervöse Stimmung», in der die Angst vor Nachbeben gross sei und die Menschen, so beobachtet es Manuela Wegmüller, sich selber helfen müssen.

«Weder die Polizei noch das Militär hat sich hier jemals gezeigt», fährt die Schweizer Touristin fort. Die Leute seien «hier auf sich alleine gestellt. Mir scheint es aber so, als ob sie das schon kennen und sich sehr gut selber organisieren können», fügt sie hinzu.

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Nachbeben und die Suche nach Opfern in Nepal
Aus Tagesschau vom 26.04.2015.
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Nepal an Stromausfälle gewöhnt

Was die Bevölkerung von Pokhara auch von jeher kennt, ist, dass der Strom ausfällt. Es sei jetzt «ein Vorteil für Nepal, das in diesem Land die Stromversorgung sehr unzuverlässig ist. Viele Hotels und Gästehäuser haben sich deswegen einen Generator angeschafft», erklärt Wegmüller.

Dieser Umstand erleichtere in der augenblicklichen Katastrophensituation vieles. Etwa auch, sich übers Internet über die Lage im Land zu informieren. Und zu realisieren, dass man in Pokhara im Vergleich zu Kathmandu einigermassen glimpflich davon gekommen ist: «Die Leute sind einerseits sehr erschüttert und traurig darüber, was 200 Kilometer von Pokhara passiert ist. Andererseits sind aber auch alle wahnsinnig glücklich und froh darüber, dass man hier noch am Leben ist.»

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