Nur knapp zwei Jahre sind seit der letzten Parlamentswahl vergangen. Nun geben die Israelis erneut ihre Stimme ab. Die Wahllokale öffneten um 6 Uhr und sollten bis 21 Uhr geöffnet bleiben. Knapp sechs Millionen Wahlberechtigte sind aufgerufen, über die Vergabe der 120 Sitze in der Knesset zu entscheiden.
Die Parlamentswahl hat mit einer hohen Wahlbeteiligung begonnen. Bis 16:00 Uhr (MESZ) hätten 45,4 Prozent der Wahlberechtigten abgestimmt, teilte die Wahlkommission mit. Vor zwei Jahren lag die Beteiligung zur gleichen Zeit allerdings bei 46,6 Prozent.
Von dem Wahlergebnis hängt ab, ob der seit 2009 amtierende Ministerpräsident Benjamin Netanjahu im Amt bleibt. Herausforderer Jizchak Herzog, Spitzenkandidat eines Mitte-Links-Bündnisses, hat laut Umfragen gute Chancen, Chef der stärksten Fraktion zu werden. Netanjahu, Vorsitzender der konservativen Likud-Partei, könnte aber trotzdem die besseren Aussichten haben, Bündnispartner für eine neue Koalition zu finden.
Netanjahu: Kein Palästinenserstaat
Netanjahu gab seine Stimme bereits kurz nach Öffnung der Wahllokale in einer Schule in Jerusalem ab. Er bekräftigte, dass er nicht zur Bildung einer grossen Koalition bereit sei. «Es wird keine Einheitsregierung mit der Arbeitspartei geben», sagte Netanjahu. «Ich werde eine nationalistische Regierung bilden.»
Die Kandidaten hatten sich am Montag einen letzten heftigen Schlagabtausch geliefert. Dabei lehnte Netanjahu für den Fall seiner Wiederwahl einen Palästinenserstaat ab. Er rückte zudem die Einheit Jerusalems in den Mittelpunkt und kündigte tausende neue Siedlerwohnungen an.
Linke streben Politikwandel an
Herzog sagte bei einem Besuch an der Klagemauer in Jerusalem, er sei «besser als jeder andere Kandidat in der Lage, Jerusalem und seine Bewohner zu schützen – und zwar mit Taten und nicht nur mit Worten». In seinem Wahlkampf hatten soziale und wirtschaftliche Fragen eine zentrale Rolle gespielt
Erste Prognosen des Wahlausgangs werden unmittelbar nach der Schliessung der Wahllokale um 21 Uhr erwartet. Die Neuwahlen waren notwendig geworden, nachdem Netanjahus Mitte-Rechts-Koalition Ende vergangenen Jahres nach weniger als zwei Jahren im Amt auseinandergebrochen war.