In einer Quizsendung des Berliner Radiosenders 91.4 lautete Frage: Welches Berliner Wort steht nicht im Duden? Die richtige Antwort lautete «Icke». Die Empörung war gross. Die Redaktion erkannte, dass das Thema Potenzial hat. Helena Daehler, Volontärin bei 91.4, übernahm spontan die Projektleitung.
Unterstützung von einem Berliner Politiker
10'237 Berliner unterzeichneten daraufhin eine Online-Petition, Prominente wurden zusammengetrommelt. «Wir haben von sehr vielen Berlinern Unterstützung bekommen», erklärt Daehler. «Auch Gregor Gysi hat sich eingeschaltet.»
Der Bundestagsabgeordnete vertrat die Meinung: «Wenn der Duden lauter Schweinkram- und Dialekt-Wörter aufnimmt, muss auch ein Berliner Wort drin sein. Ich finde, ‹Icke› gehört in den Duden.» Und dann wurde «Icke» zum Selbstläufer.
«Auf einmal kamen Lichtinstallationskünstler, die das Kanzleramt mit ‹Icke muss in den Duden› angeleuchtet haben.» Diese Fotos seien ihr zugespielt worden, so Daehler. «Das hat alles eine Eigendynamik gekriegt, die wir nie erwartet hätten.»
Eine Neuköllner Kneipe verkaufte aus Solidarität «Icke»-Bier. «Wir haben unfassbar viele Briefe gekriegt. Viele Leute sind vorbeigekommen, haben Liebesbriefe vorbeigebracht, die sie geschrieben haben, unterschrieben mit ‹Icke›.»
Auch Fotzelschnitte und Grüezi steht drin
Nun steht «Icke» im Duden – dank einer Schweizerin. «Das war ziemlich lange kein Thema, bis mein Chef es tatsächlich aufgegriffen hat: ‹Helena hats geschafft, die Schweizerin!›», erzählt Daehler. Es seien auch über Schweizer Dialektworte im Duden Witze gemacht worden. «Zum Beispiel über Fotzelschnitte, Grüezi und Köpfler.» Diese Ausdrücke sind allesamt bereits im Duden vorhanden.
Eine hübsche Geschichte. Und was sind jetzt die Folgen? Lohnerhöhung, Orden, Ehrenbürgerschaft für die Schweizerin? «Der Lohn ist das grosse mediale Echo, das es ausgelöst hat. Und dass der Berliner dann die neue Ausgabe des Duden in den Händen halten kann, auf ‹Icke› zeigt, und sagen kann, wer wars? Icke!»