«Handelsblatt Online» titelt mit «Aufstieg der Kanzlerin in die Weltdiplomatie». Als «diplomatischen Höllenritt» bezeichnet «Bild Online» Merkels Verhandlungsmarathon. «20 000 Kilometer und kaum Schlaf» lautet der Titel eines Beitrags auf «FAZ Online», der zusammenstellte, was die Bundeskanzlerin allein in der vergangenen Woche auf der Suche nach Lösungen für die Ukraine-Krise abgeflogen hat.
Bewunderung für Verhandlungsmarathon
Berlin, Kiew, Berlin, Moskau, München, Berlin, Washington, Ottawa, Berlin, Minsk, Brüssel: Fast überall erwarteten sie sehr lange und sehr schwierige Verhandlungen. Die deutschen Medien sind sich einig: Merkel habe nicht nur getan was sie konnte, sie habe dabei vor allem ein unglaubliches Stehvermögen an den Tag gelegt. Wobei dieser oder jener Beitrag leise fragt, ob man in einer solchen physischen Überforderung überhaupt noch kontrolliert agieren könne.
Bei der Frage, ob der ganze Stress etwas gebracht habe, gehen die Meinungen in Teilen auseinander. Die FAZ kommentierte, bezogen auf die Minsker Ergebnisse, wie die meisten Medien: «Mehr war nicht drin.» Ein Kommentar bei «Spiegel online» hingegen spricht von einer «Niederlage» Merkels: In Minsk sei faktisch nichts herausgekommen, Merkel habe sich zwischen den Machtinteressen Russlands und der USA zerreiben lassen.
Viele sehen das anders, insbesondere auch die Berliner Politik. Natürlich sei in Weissrussland mehr offen geblieben als man gewünscht hätte, heisst es da. Aber der grosse Effort, der ja nicht ohne politisches Risiko für sie gewesen sei, wird anerkannt.
Linkspartei ist stolz auf die Kanzlerin
Selbst von einer Seite, von der sie noch kaum je Anerkennung bekommen hat, kommt nun Positives: «Das hier ist ein Erfolg. Und da können wir auch ausnahmsweise einmal gemeinsam auf die Kanzlerin stolz sein», sagt sogar Dietmar Bartsch von der Linkspartei, welche zuvor an Merkels Ukraine-Politik kein gutes Haar hatte erkennen können.
Innenpolitisch hat die Kanzlerin noch weiter an Statur gewonnen. Auch wenn noch völlig unklar ist, wie es in der Ukraine weiter geht – oder mit Griechenland.