Nach blutigen Ausschreitungen bei Demonstrationen und Anschlägen hat der ägyptische Armeechef Abdel Fattah al-Sisi Vollmachten für ein Eingreifen des Militärs verlangt.
In einer Rede an der Militärakademie in Kairo rief er die Bevölkerung zu Massendemonstrationen am Freitag auf. Demnach sollen die Ägypter «auf die Strasse gehen, um mir das Mandat und die Vollmacht zu geben, Gewalt und Terrorismus zu beenden», sagte Sisi, genau drei Wochen nach dem Sturz des islamistischen Präsidenten Mohammed Mursi.
Der neue starke Mann in Ägypten versicherte, seine Aufforderung sei kein Aufruf zur Gewalt gegen die Mursi-Anhänger. Sisi gilt jedoch als geschickter Taktiker. Für Beobachter ist klar: seine Forderung nach einem Mandat und Vollmachten werden darauf hinauslaufen, dass sich die Armee wieder zum Eingreifen ins unmittelbare Tagesgeschehen ermächtigen wird.
Zuspitzung der Gewalt
Der führende Muslimbruder Essam al-Erian bezeichnete den Aufruf des Armeekommandeurs als «leere Drohung». Die Muslimbruderschaft kündigte umgehend an, am Freitag ihrerseits «Millionen» Anhänger auf die Strasse zu bringen. Mit der beidseitigen Massenmobilisierung droht nach Ansicht von Beobachtern eine weitere Zuspitzung der Gewalt. Diese ist derzeit ohnehin ständig präsent.
Bei einem Bombenanschlag in Al-Mansura nördlich von Kairo wurde ein Polizist getötet. 28 weitere Menschen, unter ihnen Polizisten und Zivilisten, erlitten Verletzungen, wie der ägyptische Ambulanzdienst in Kairo bestätigte.
Drei Tage zuvor hatten dort Unbekannte eine Demonstration der Muslimbruderschaft angegriffen und dabei drei Frauen getötet. In der ägyptischen Hauptstadt wurden in der Nacht zum Mittwoch zwei Demonstranten getötet, als Unbekannte in eine Kundgebung der Anhänger Mursis schossen.
Seit der Entmachtung Mursis starben über 100 Menschen bei Zusammenstössen. Die meisten der Opfer stammen aus dem Mursi-Lager. Mursi wird vom Militär an einem unbekannten Ort ohne Anklage festgehalten.