Die noch jungen diplomatischen Beziehungen zwischen den USA und Kuba erleben einen weiteren Meilenstein: US-Aussenminister John Kerry hat nach 54 Jahren die US-Botschaft in Havanna wieder eröffnet.
Kerry ist zudem der erste US-Chefdiplomat, der Kuba seit 1945 besucht. Der Karibik-Staat hatte seine Botschaft in Washington D.C. bei einer ähnlichen Zeremonie am 20. Juli eingeweiht.
Schweiz als Ehrengast dabei
Das Sternenbanner der USA wurde bei einer feierlichen Zeremonie im Aussenhof der Botschaft gehisst. Hunderte geladene Gäste und Schaulustige verfolgten das Geschehen vor Havannas Uferpromenade Malecón.
Dem festlichen Akt wohnten Dutzende geladene Gäste bei. Darunter auch der Schweizer Aussenminister Didier Burkhalter. Grund dafür ist, dass die Schweiz von 1961 bis zum 20. Juli 2015 – entsprechend ihrer Tradition der Guten Dienste – die Interessen der USA in Havanna vertrat.
Burkhalter spürte bei einem Treffen in «grosser Nähe» von seinem amerikanischen Amtskollegen «einen tiefen Respekt für die Arbeit der Schweiz», die während mehr als 50 Jahren die Rolle der Guten Dienste zwischen den USA und Kuba innegehabt hatte.
Kein Treffen mit Castro geplant
Zur offiziellen Veranstaltung in der Botschaft nicht eingeladen sind Regierungsgegner. Kerry macht dafür protokollarische Gründe und Platzmangel geltend.
«Das Ziel all dieser Veränderungen ist, den Kubanern zu helfen, sich mit der Welt zu verbinden und ihre Leben zu verbessern», sagte Kerry, der sich mit einigen Sätzen auf Spanisch auch direkt an die Kubaner wandte. Zugleich sprach er Menschenrechtsverstösse an. Washington werde die kubanische Regierung weiterhin dazu drängen, ihre Verpflichtungen nach internationalen Verträgen einzuhalten, sagte Kerry.
Dass die Differenzen zwischen den beiden Ländern weiterhin gross sind, sagt auch SRF-Korrespondent Peter Düggeli. Nicht jeder Nachbar sei auch ein guter Freund. Kritiker befürchteten auch, dass das kubanische Volk nicht viel von der Öffnung habe. Denn die Gelder würden an die Regierung fliessen – und diese gebe es nicht weiter. Doch die Kubaner seien froh, frei reisen zu können und Zugang zum Internet zu haben.
Auf der Agenda des eintägigen Besuchs von Kerry stand nach der Botschaftseröffnung ein Treffen mit dem kubanischen Aussenminister Bruno Rodríguez. Ein Treffen mit Staatschef Raúl Castro war laut US-Regierungsbeamten dagegen nicht geplant.
Kerry freue sich, bei der Gelegenheit «viele Vertreter der kubanischen Zivilgesellschaft zu sehen, darunter Dissidenten», hiess es aus dem Aussenministerium in Washington. Das Treffen in der Residenz des US-Botschafters ist nicht öffentlich.
Beziehungen im Kalten Krieg abgebrochen
Die Wiedereröffnung der Botschaften ist der bisherige Höhepunkt der Annäherung, die im Dezember mit einem Telefongespräch zwischen US-Präsident Barack Obama und Kubas Staatschef Raúl Castro Fahrt aufgenommen hatte.
Zuvor hatte 54 Jahre Eiszeit zwischen den beiden Ländern geherrscht, nachdem die Beziehungen im Jahr 1961, auf einem Höhepunkt des Kalten Krieges zwischen Ost und West, abgebrochen worden waren.