Die Nanjing-Road ist eine Art Bahnhofstrasse von Schanghai und Symbol für den neuen Reichtum der Chinesen. China-Korrespondent Pascal Nufer erklärt vom Dach des Swatch Art Peace-Hotels die Hintergründe des riesigen Hungers der Chinesen.
Das Hotel beherbergt neben Künstlern und einem kleinen Boutique-Hotel vor allem den Flagship-Store von Swatch. Und es war auch kein Zufall, dass Swatch Chef Nick Hayek letzte Woche seine neue Bezahluhr Bellamy in China lancierte – dort wo das Geschäft der Swatchgruppe zurzeit am meisten wächst. Von Pascal Nufers #SRFglobal-Position auf dem Dach des Hotels sieht man auf das neue eindrückliche China, den Shanghai Financial District mit dem zweithöchsten Gebäude der Welt, dem Shanghai Tower – vor rund zwanzig Jahren noch ein Sumpfgebiet. Ein Symbol für das unvorstellbare Wachstum des chinesischen Drachen.
China wandelt sich immer mehr von der Fabrik der Welt zu einer modernen Konsum- und Dienstleistungsgesellschaft. «Die westliche Welt muss realisieren, dass wir bald nicht mehr nur aus China importieren werden, sondern dass China immer mehr Innovationen und Trends in die Welt exportiert und zum Trendsetter werden wird», erklärt Pascal Nufer.
Chinas Hunger nach Rohstoffen
Und China hat Geld und Hunger nach Rohstoffen und Gütern. Die Mittelklasse ist mittlerweile die grösste der Welt, China hat den USA bei der Anzahl der Milliardäre mittlerweile den Rang abgelaufen. Und die Bevölkerung wird immer städtischer. Die chinesische Führung plant laut Nufer in den nächsten Jahren, 75 Prozent der Menschen in riesigen urbanen Ballungsräumen anzusiedeln. «Es sollen zehn Megacities mit über 100 Millionen Einwohnern entstehen», sagt Nufer.
Diese gigantischen Städte wollen versorgt sein. «China wird wohl bis 2030 der grösste Erdölimporteur der Welt sein», so Nufer. Und diese gigantische Urbanisierungswelle – eine Völkerwanderung von unvorstellbarem Ausmassen – führt auch zu völlig neuen Konsumbedürfnissen. Ein gigantischer Binnenmarkt ist im Entstehen, die Ernährungsgewohnheiten verändern sich. Die Chinesen wollen mehr und mehr Fleisch essen. Pascal Nufer rechnet damit, dass in den nächsten zehn Jahren bis zu 75 Prozent der Sojaimporte nach China gehen – Futtermittel, um den gigantischen Fleischbedarf zu decken.
Weltweite Einkaufstour
Und so geht China weltweit auf Einkaufstour, um sich Rohstoffe, Handelswege und Einfluss zu sichern. Etwa auf dem afrikanischen Kontinent. Afrika-Korrespondentin Cristina Karrer weiss ein Lied davon zu singen.
Vor Lagos etwa entsteht eine gigantische Retortenstadt: Eko Atlantic City – mit dabei ein chinesisches Konsortium. Die Stadt soll in der Zukunft einmal 250‘000 Menschen beherbergen. «Eine Zwei Zimmer-Wohnung soll zwei Millionen kosten», sagt Christina Karrer.
Und weiter: «Die Infrastruktur in Afrika wurde seit der Kolonialzeit nicht mehr gewartet, die Chinesen leisten hier sehr viel Aufbauarbeit und das kommt in Afrika natürlich gut an.« Ein afrikanischer Hühnerfarmer schreibt laut Karrer auf Twitter, den Chinesen müsse man nur sagen, wo und wann sie eine Strasse bauen sollen, während der Westen noch an einer Machbarkeitsstudie rumdoktere.
Philipp Zahn meldet sich vom Hafen von Catania aus, wo er gerade für die Sendung Zambo unterwegs ist. In Italien zeigt sich ein anderes Phänomen – nicht nur riesige chinesische Konsortien und Konzerne sind auf Einkaufstour – sondern auch viele chinesische Unternehmer und Neureiche, die mittlerweile ziemlich zu Geld gekommen sind. Philipp Zahn zeigt eine eine Internetseite, welche die Kaufinserate live auf Mandarin übersetzt.
Philipp Zahn: «Diese Internetplattform haben sich zwei findige norditalienische Unternehmer ausgedacht und die Plattform brummt ziemlich.» Jeden Tag kommen neue Inserate dazu.