«An unser Volk: Wir haben Berkin Elvan heute Morgen um 7 Uhr verloren. Das Beileid gebührt uns allen.» Mit diesen Worten richtete sich die Familie des 15-Jährigen am 11. März 2014 an die Öffentlichkeit. Davor hatte der Junge 269 Tage im Koma gelegen. Vermutlich eine Tränengasgranate der Polizei hatte ihn während der Proteste auf dem Istanbuler Gezi-Park am Kopf getroffen und schwer verletzt.
Beim Einkaufen zwischen die Fronten geraten
Laut seiner Familie wollte der damals 14-jährige Berkin Brot für seine Familie kaufen, als er bei Zusammenstössen zwischen Polizei und Demonstranten geriet. Der damalige Regierungschef Erdogan sollte ihn später einen Terroristen nennen. Seine Mutter dagegen machte Erdogan für den Tod ihres Sohnes verantwortlich.
Weder wurden die verantwortlichen Beamten identifiziert, noch gab es eine interne Polizeiuntersuchung. Auch die Ermittlungen des Staatsanwaltes, der später bei einer Geiselnahme durch Linksextremisten ermordet werden sollte, brachten keine Erkenntnisse. Der Fall wurde zum Symbol für Polizeigewalt und den Unwillen der türkischen Behörden, diese zu ahnden und zu bestrafen. Und Berkin Elvans zum Symbol für den Widerstand gegen das Regime Erdogan.
Genfer Demonstration während Massenprotesten in der Türkei
Die Beerdigung Berkins im März 2014 löste die grössten Proteste aus seit jenen auf dem Gezi-Park im Jahr davor. Hunderttausende Regimekritiker gingen auf die Strasse, es kam zu gewaltsamen Ausschreitungen und erneuten Verhaftungen.
Auch auf der Genfer Place des Nations demonstrierten türkische Regimekritiker und wurden dabei von Demir Sönmez fotografiert. Unter Anspielung auf Erdogans Aussage, er persönlich habe die Polizeieinsätze während der Gezi-Proteste angeordnet, machten sie diesen dabei auch persönlich für den Tod des 15-Jährigen verantwortlich. Jetzt verlangt die Türkei die Entfernung des Bildes aus einer Ausstellung auf demselben Platz.