SRF: Wie reagiert Irak auf die Ankündigung Obamas?
Inga Rogg: Von kurdischer Seite wird sie positiv aufgenommen. Doch die Kurden fordern mehr: Sie wollen richtige Luftunterstützung im Kampf gegen die IS-Extremisten. Aus Bagdad liegt noch keine Reaktion vor.
Lässt sich jetzt schon abschätzen, welche militärischen Folgen die angekündigte Hilfe aus Washington haben wird?
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Die Luftschläge könnten unterschiedliche Folgen haben: Einerseits können sie die Kurden militärisch stärken, um den Vormarsch der Dschihadisten tatächlich zu stoppen. Die Luftschläge gegen die sunnitischen Extremisten könnten aber auch zur Folge haben, dass sich die sunnitische Bevölkerung in ihrer Wahrnehmung bestärkt fühlt, dass eigentlich sie das Ziel der Amerikaner ist. Die Sunniten leiden schon seit längerem Zeit unter Luftangriffen der irakischen Regierung, die oftmals auch Zivilisten treffen.
Möglicherweise bringt die amerikanische Hilfe also noch mehr Unsicherheit, Spaltung und Gewalt in den Irak?
Diese Möglichkeit besteht durchaus. Es hängt vor allem von der Planung möglicher US-Luftangriffe ab. Bereits sind amerikanische Militärberater in Bagdad und der Hauptstadt des autonomen Kurdengebiets, Erbil, stationiert. Sie versuchen, die militärischen Aktionen der Kurden und der irakischen Regierung zu koordinieren. Dies hat Obama als Bedingung gestellt. Er will verhindern, dass der Irak weiter auseinanderdriftet. Er will, dass sich die Gegner der IS-Extremisten zusammenschliessen und ihre Einheiten verbünden, um sie zurückzuschlagen.
Seit Wochen wird in Bagdad um eine politische Einigung zwischen Schiiten, Sunniten und Kurden gerungen. Wie gross sind die Chancen, dass die Bemühungen bald Erfolg haben?
Eigentlich hätte der Staatspräsident bis gestern einen neuen Premierminister mit der Regierungsbildung beauftragen sollen. Das soll nun am Sonntag oder Montag geschehen. Zwar haben sich die schiitischen Blöcke – sie werden den Premier stellen – zu Gesprächen getroffen, doch sie haben sich nicht auf einen Kandidaten einigen können. Insofern ist die Lage weiterhin extrem schwierig.