Die USA melden den ersten Fall von Ebola. Es ist zugleich das erste Mal seit Ausbruch der Epidemie, dass das Virus ausserhalb von Afrika festgestellt wurde. Ein Mann aus Liberia, der seine Verwandten in den USA besuchte, habe die Seuche nach Texas eingeschleppt, erklärten die amerikanischen Gesundheitsbehörden.
Ansteckung nicht auszuschliessen
Der kranke Mann habe sechs Tage nach seiner Ankunft in den USA einen Arzt aufgesucht. Zwei Tage später wurde er auf eine Isolierstation gebracht. Inzwischen hat sich der Verdacht bestätigt: Er ist mit dem Ebola-Virus infiziert.
Mann ist schwer erkrankt
Der Chef der US-Gesundheitsbehörde Centers for Disease Control and Prevention (CDC), Tom Frieden, bezeichnete den Mann als schwerkrank. Die Gefahr, dass er auf seinem Flug nach Texas andere Passagiere angesteckt haben könnte, sah Frieden aber trotzdem nicht. Er wies darauf hin, dass sich das Virus nur über Körperflüssigkeiten überträgt und Ebola-Patienten erst dann ansteckend sind, wenn sie die typischen Symptome aufweisen.
Insgesamt sind nach Behördenangaben bislang bis zu 18 Menschen identifiziert worden, die in den USA möglicherweise mit dem Patienten in Kontakt gekommen sein könnten, unter ihnen fünf Schulkinder. Sie stünden nun unter Beobachtung. Einen weiteren bestätigten Ebola-Fall gebe es bislang aber nicht, stellte die Gesundheitsbehörde von Dallas per Kurznachrichtendienst Twitter klar.
Der Infizierte wird seit Sonntag im Texas Health Presbyterian Spital in Dallas behandelt. Zwei Labors bestätigten inzwischen, dass er das Ebola-Virus in sich trägt. US-Präsident Barack Obama wurde über den Fall informiert.
Zu spät reagiert
Der Patient, dessen Nationalität zunächst nicht bekannt wurde, hatte bereits am Freitag einen Arzt aufgesucht, wurde zunächst aber wieder nach Hause geschickt. Erst als er zwei Tage später per Ambulanz ins Spital in Dallas eingeliefert wurde, stellten ihn die Ärzte unter Quarantäne.
Nach Ansicht des Leiters des US-Instituts für Allergien und Infektionskrankheiten, Anthony Fauci, reagierten die Ärzte zu spät. Der Arzt in der Notaufnahme hätte den Patienten fragen müssen, ob er kürzlich ins Ausland gereist sei, sagte Fauci dem US-Sender CNN. Der Hinweis auf den Aufenthalt in Liberia wäre dann ein «deutliches Warnsignal» gewesen.
Auch der Medizinprofessor Jesse Goodman von der US-Universität Georgetown forderte mehr Wachsamkeit im Umgang mit Ebola-Verdachtsfällen. «Es ist entscheidend, dass alle Spitäler und Mitarbeiter im Gesundheitswesen gewarnt sind und nach Auslandsaufenthalten fragen.»
Über 3000 Tote
Dem Ebola-Ausbruch in Westafrika sind nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation (WHO) bereits mehr als 3000 Menschen zum Opfer gefallen. Die Zahl der Infizierten stieg auf mehr als 6500. Liberia ist das am stärksten betroffene Land.
In den USA wurden bisher fünf Patienten mit Ebola behandelt. Bei ihnen war das Virus jedoch in Afrika diagnostiziert worden. Sie wurden mit den entsprechenden Sicherheitsmassnahmen in die USA geflogen, um sie von amerikanischen Spezialisten behandeln zu lassen.