In den 27 EU-Staaten sind 5,6 Millionen Jugendliche und junge Erwachsene ohne Arbeit – vor allem in Griechenland, Spanien und Portugal. Die Staats- und Regierungschefs dieser Länder wollen der Jugendarbeitslosigkeit nun mit einem milliardenschweren Massnahmenbündel den Kampf ansagen.
Die arbeitslosen Jugendlichen seien Opfer der bürgerlichen Sparpolitik, sagen vor allem linke Politiker in Frankreich und Deutschland. Sie verlangen deshalb mehr Geld, um das Problem in den Griff zu bekommen. Voraussetzung dafür ist die Verabschiedung des eine Billion Euro umfassenden Finanzrahmens bis 2020.
Auf diesen haben sich die Spitzen von EU-Kommission, EU-Parlament und Mitgliedstaaten heute, kurz vor Beginn des zweitägigen Gipfels in Brüssel, geeinigt. Darin sind auch sechs Milliarden Euro zum Kampf gegen die Jugendarbeitslosigkeit enthalten. Das Geld soll ab 2014 für zwei Jahre zur Verfügung stehen.
Geld allein nicht die Lösung
Andreas Schleicher ist Bildungsexperte der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD). Seiner Meinung nach betrifft die Jugendarbeitslosigkeit in erster Linie diejenigen, die gar nicht oder aber nicht auf den entsprechenden Zielgebieten ausgebildet worden sind. «Mit Geld alleine wird sich diese Problematik nicht ändern», ist er überzeugt. Die arbeitslosen jungen Leute bräuchten eine Zukunftsperspektive, um im Leben weiterzukommen.
Paradoxerweise gebe es in der EU einerseits arbeitslose Hochschulabsolventen, erklärt Schleicher. Auf der anderen Seite aber klagten Arbeitgeber, sie fänden keine Leute mit den geforderten Kenntnissen. «Die Relevanz dessen, was gelernt wird, ist deshalb ein wichtiger Schlüsselfaktor», betont der Experte.
«Generell gilt, dass die Politik derzeit wieder glaubt, sie müsse mit vorgetäuschten, aufgeblähten Milliardenbeträgen Märkte, Wähler und Medien beeindrucken», sagt auch Klaus Zimmermann, Direktor des Instituts für die Zukunft der Arbeit (IZA). Er hält die Investitionen in die Bekämpfung der Jugendarbeitslosigkeit zwar für politisch verständlich, sachlich seien sie aber der falsche Ansatz: Strukturreformen auf den Arbeitsmärkten seien viel wichtiger.