Während einer zwölfstündigen humanitären Feuerpause im Gazastreifen haben die palästinensischen Rettungskräfte am Samstag innert weniger Stunden 130 Tote aus den Trümmern geborgen. Angehörige begruben ihre Toten auf freien Flächen zwischen den Häusern. Mehr als zwei Drittel der Opfer sind nach palästinensischen Angaben Zivilisten.
Reporter und Helfer erstmals in Kampfzone
Die Rettungskräfte konnten erstmals in Gebiete vordringen, die zuvor wegen des heftigen Beschusses durch die israelische Armee tagelang unzugänglich waren. Vielerorts bot sich ein Bild der Zerstörung: Ganze Wohnblocks waren dem Erdboden gleichgemacht, manche Palästinenser verglichen das Ausmass der Verwüstungen mit einem «Erdbeben der Stärke zehn».
Viele Palästinenser nutzten die Feuerpause auch, um sich mit Nahrung und Medikamenten einzudecken und nach ihren Habseligkeiten in den Trümmern zu suchen. Die Strassen füllten sich wieder mit Menschen, in den Lebensmittelmärkten herrschte Andrang.
Bemühungen um längere Waffenruhe
Derweil forderte UNO-Generalsekretär Ban Ki Moon eindringlich nochmals alle Beteiligten auf, eine siebentägige Waffenruhe auszurufen. Auch bei einem Krisentreffen in Paris war zuvor eine Verlängerung der Feuerpause gefordert worden. «Wir sind übereingekommen, die Parteien zu einer Verlängerung des Waffenstillstandes aus humanitären Gründen aufzurufen», erklärte der deutsche Aussenminister Frank-Walter Steinmeier am Rande der Gespräche von Vertretern Frankreichs, der USA, Grossbritanniens, Italiens, Katars, der Türkei und der EU.
Schon über 1000 Tote
Mindestens 1030 Palästinenser wurden bislang im Gaza-Krieg getötet, weitere 6000 wurden verletzt. Unter den Opfern sind viele Kinder. Auf israelischer Seite kamen 40 Soldaten und drei Zivilisten um.
Israel und die Palästinenser-Fraktionen hatten sich am Freitag darauf geeinigt, aus humanitären Gründen die Waffen zwischen 7 und 19 Uhr schweigen zu lassen. Bereits um 21 Uhr nahm die radikalislamische Hamas ihre Raketenangriffe auf Israel wieder auf. In weiten Teilen des Landes wurde Luftalarm ausgelöst, darunter in der Region Tel Aviv. Die israelische Regierung hingegen verlängerte die Waffenpause zunächst bis Mitternacht.