Wie aus Kreisen der Nord-Ölgesellschaft (NOC) verlautete, übernahm die kurdische Peschmerga-Armee die Kontrolle der Industrieanlagen in Bai Hassan, wo täglich rund 195‘000 Barrel Rohöl gefördert werden, sowie ein weiteres Ölfeld nahe der Stadt Kirkuk.
Beide Felder liegen in einer Region, auf die sowohl die Zentralregierung in Bagdad als auch die Kurden in Erbil Anspruch erheben. Die Arbeiter hatten den Angaben nach die Wahl, zu bleiben oder zu gehen.
Rücktritt Malikis gefordert
Das Öl-Ministerium in Bagdad verurteilte die Übernahme der Felder als «unverantwortlich». Dieses Vorgehen verletze die Verfassung und bedrohe die nationale Einheit in Zeiten, in denen die Iraker im Kampf gegen Terroristen zusammenstehen sollten, hiess es in einer Erklärung. Nach Angaben aus Bagdad wurden die Beschäftigten auf den Feldern von den kurdischen Streitkräften vertrieben.
Nach dem Vormarsch der Terrormiliz Islamischer Staat (IS, vormals Isis) im Norden und Westen Iraks eskalierte auch ein seit Jahren schwelender Territorialstreit zwischen den Kurden und Bagdad. Dabei warf Ministerpräsident al-Maliki den Kurden vor, sie böten in ihren Autonomiegebieten den IS-Terroristen Unterschlupf. Die Kurden reagierten mit Rücktrittsforderungen.
Viele tote Zivilisten
Zwischen Schiiten, Sunniten und Kurden tobt seit Wochen ein Streit um die künftige politische Führung des Landes. Al-Maliki möchte nach seinem Wahlsieg Ende April Regierungschef bleiben. Sunniten und Kurden, aber auch Schiiten fordern jedoch seinen Rückzug.
Seit Beginn des Vormarsches der Terrorgruppe IS Anfang Juni leidet der Irak unter massiver Gewalt, der immer wieder auch Zivilisten zum Opfer fallen. IS-Milizen sind nach Erkenntnissen der Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch für mehrere Massenexekutionen verantwortlich. So sollen sie in der Stadt Tikrit mindestens 160 Menschen erschossen haben. Aus mehreren Orten gab es Berichte über Hinrichtungen.