Bei einem neuen Anschlag in der Unruheregion Xinjiang in Nordwestchina sind nach offiziellen Angaben 31 Menschen getötet worden. Dutzende wurden verletzt.
Zwei Geländewagen seien in der Hauptstadt Ürümqi in die Menschen auf einem morgendlichen Markt nahe dem Volkspark gefahren, heisst es weiter. Sprengsätze seien aus den Wagen geworfen worden. Eines der Fahrzeuge sei auf dem Markt explodiert, schrieb die Staatsagentur Xinhua.
Die Hintergründe sind nicht bekannt, doch gilt Xinjiang wegen der Spannungen zwischen der muslimischen Minderheit der Uiguren und den Han-Chinesen seit langem als Unruheherd. Chinas Behörden beschuldigen uigurische Separatisten des Terrorismus. Erst vor drei Wochen hatte es auf einem Bahnhof in Ürümqi einen schweren Anschlag gegeben. Bei der Bomben- und Messerattacke am 30. April waren drei Menschen getötet und 79 Menschen verletzt worden.
Wagen mit Bannern und Sprüchen bestückt
Nach dem Anschlag waren auf Bildern im chinesischen Internet zahlreiche Menschen blutend auf dem Boden liegend zu sehen. Die Gemüsestände waren offenbar von der Wucht der Explosionen umgeworfen worden. Im Hintergrund war ein Feuer zu sehen. Unter den Opfern waren viele ältere Leute, die am Morgen Gemüse kaufen wollten. Xinhua zitierte einen Augenzeugen von dem Markt, der «ein Dutzend laute Knalle» gehört habe. Dichter Rauch stieg hoch.
Rettungskräfte und Polizei waren vor Ort. Verletzte wurden auch auf Ladeflächen von Lieferwagen gelegt, um ins Krankenhaus gebracht zu werden. In unbestätigten Augenzeugenberichten im Internet hiess es, die zwei Geländewagen seien mit Fahnen und Protestbannern mit Sprüchen bestückt gewesen. Was darauf stand, wurde nicht gesagt.
Hunderte Tote seit Anfang 2013
Erst am Vortag hatte Chinas Staats- und Parteichef Xi Jinping zum energischen Kampf gegen den Terrorismus aufgerufen. Auf einem asiatischen Gipfel in Shanghai forderte der Präsident ein gemeinsames Vorgehen gegen die «drei bösen Kräfte» Separatismus, Extremismus und Terrorismus. Dazu zählt China auch den uigurischen Separatismus oder Widerstandskräfte in Xinjiang. An dem Sicherheitstreffen von 24 Staaten hatte auch Russlands Präsident Wladimir Putin teilgenommen.
In einer «Antiterror-Kampagne» sind in Xinjiang in den vergangenen Wochen mehr als 200 Menschen festgenommen worden. Ein Gericht in Ürümqi verurteilte erst am Mittwoch 39 mutmassliche Extremisten wegen der Verbreitung von Terrorvideos und des Aufrufs zur Gewalt für bis zu 15 Jahre Haft. Mit dem Anschlag verschärfen sich die Spannungen weiter. Seit Anfang 2013 sind rund 300 Menschen der Eskalation der Gewalt sowie Zwischenfällen zwischen Uiguren und Sicherheitskräften zum Opfer gefallen, wie Menschenrechtsgruppen berichteten.