Es geht der Gewerkschaft der Lokführer um mehr Lohn, um kürzere Arbeitszeit. Beides liesse sich wohl auch regeln. Der Hauptstreitpunkt ist aber grundsätzlicher: Die vergleichsweise kleine Lokführergewerkschaft GDL, die den Streik ausgerufen hat, will einen eigenen Gesamtarbeitsvertrag mit der Bahn und zwar für alle Kategorien von Bahnangestellten, nicht mehr nur für Lokführer.
Die Bahn AG hat in diesem Punkt bereits nachgegeben, verlangt aber, dass man sich mit dieser kleinen GDL und der grösseren Bahngewerkschaft EVG auf gleiche Bedingungen für jede Kategorie von Angestellten einigt. Sie, die Bahn, will verhindern, dass es verschiedene Löhne für gleiche Arbeit gibt, je nachdem bei welcher Gewerkschaft der einzelne Lokführer oder Zugsbegleiter angestellt ist.
Letztlich geht es um die Stellung einer kleineren Spartengewerkschaft gegenüber einer grösseren, die wesentlich mehr Mitarbeiter in einem Betrieb organisiert hat. Es ist ein Machtkampf unter Gewerkschaften mit immer gravierenderen Folgen.
Grosser wirtschaftliche Schaden
Dieser sechste Streik innert zweier Jahre werde die Wirtschaft, insbesondere die Stahl- und Autoindustrie, eine halbe Milliarde kosten, rechnet ein Industrieverband vor. Wenn man indirekte Folgen mit dazu nehme, komme man auf über eine Milliarde Euro.
Hinzu kommen Millionen verärgerter Bahnkunden: Nicht nur der Fernverkehr leidet – dort fallen zwei Drittel aller Züge aus. Betroffen sind auch die S-Bahnen und der Pendlerverkehr. Die Bahn erstellt laufend Notfahrpläne. Immer zwei Tage im Voraus sollen die Kunden ersehen können, welche Züge noch fahren und welche nicht.