Bei einer Offensive zur Rückeroberung der IS-Hochburg Sirte haben die libyschen Streitkräfte die Hafenstadt nach eigenen Angaben vollständig eingekreist. Die Marine der neuen Einheitsregierung brachte Sirtes Küste unter ihre Kontrolle. Sie versperrte den Kämpfern der Terrormiliz Islamischer Staat (IS) damit den einzigen noch offenen Zugang zur Stadt. Die Luftwaffe flog derweil Angriffe auf IS-Stellungen.
Ein Marinekommandant sagte, die Seestreitkräfte der Einheitsregierung kontrollierten «die gesamte Küste von Sirte». Die IS-Kämpfer könnten somit nicht mehr über das Meer vor der Offensive fliehen. Die Marine unterstütze die Offensive dadurch, dass sie den Vormarsch der Bodentruppen entlang der Küste ermögliche.
Im Zentrum der Stadt griffen Kampfflugzeuge IS-Stellungen an. Diese zielten nach Militärangaben auf das Konferenzzentrum Ouagadougou, in dem der IS eine Kommandozentrale eingerichtet hat. Über die Lage in Sirte herrscht aber Unklarheit. In der Stadt befinden sich keine unabhängigen Medienschaffenden.
Furcht vor Einschleusen von Terroristen
Der IS kontrolliert einen etwa 200 Kilometer langen Küstenstreifen in Libyen. Die neue Einheitsregierung hat vor drei Wochen eine Offensive zur Rückeroberung des Gebiets gestartet und bereits in den vergangenen Tagen mehrere Erfolge verkündet.
Die von der UNO unterstützte Regierung der nationalen Einheit ist seit Ende März 2016 im Amt. Sie versucht derzeit, ihre Macht in der Hauptstadt Tripolis zu etablieren und das gesamte libysche Staatsgebiet unter ihre Kontrolle zu bekommen.
Der IS hatte Sirte, die Heimatstadt des getöteten Machthabers Muammar al-Gaddafi, vor einem Jahr erobert und dort Ausbildungslager eingerichtet. Die EU befürchtet, die Extremisten könnten von der Küstenstadt aus Kämpfer und Attentäter nach Europa schleusen. Der Verlust der Hochburg Sirte wäre für den IS ein schwerer Rückschlag. Die Terrormiliz hat bereits in Syrien und im Irak Verluste erlitten.