Panzer der türkischen Armee sind am Mittwochmorgen über die syrische Grenze in Richtung der IS-Hochburg Dscharablus vorgedrungen, wie das türkische Staatsfernsehen berichtet. Die Offensive erfolgte in Zusammenarbeit mit der US-geführten Koalition. Türkische und US-Kampfflugzeuge bombardierten Stellungen der Terrormiliz Islamischer Staat (IS).
Diese von der Grenze zur Türkei zu vertreiben, ist laut dem türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan auch im Sinne Ankaras. Gleichzeitig verfolgt die Türkei damit jedoch ein weiteres Ziel: Den Vormarsch der kurdischen Verbände, die mittlerweile einen Grossteil der syrischen Grenze zur Türkei kontrollieren, zu stoppen.
Aussenminister Mevlüt Cavusoglu warf der syrischen Kurdenpartei PYD vor, den Kampf gegen den IS als Vorwand zu benutzen, um ein eigenes Herrschaftsgebiet in Syrien aufzubauen: «Wir werden diese geheime Agenda durchkreuzen.»
Am Dienstag hatten kurdische Rebellen die Stadt Hasaka im Osten Syriens erobert. Die Regierung in Ankara beobachtet die militärischen Erfolge der Kurden in Syrien mit Argwohn, weil sie ein Erstarken der verbotenen Kurdischen Arbeiterpartei PKK im eigenen Land fürchtet.
Erste türkische Luftschläge seit November
Laut dem türkischen Innenminister Efkan Ala wurden bei der Offensive auf Dscharbalus insgesamt mehr als 60 Ziele aus der Luft und vom Boden angegriffen. Menschen aus der türkischen Grenzstadt Karkamis und umliegenden Dörfern seien vorsorglich in Sicherheit gebracht worden.
Zuletzt waren türkische Sondereinheiten im Februar 2015 für einen kurzen Einsatz nach Syrien vorgerückt, um ein historisch bedeutsames Grabmal zu verlegen. Syrische Rebellen warten nach Angaben eines Sprechers auf ein Signal, um in Dscharablus einzudringen. Ein zweiter Kämpfer sagte, auf türkischem Gebiet stünden 1500 weitere Rebellen bereit.
Türkisches Grenzgebiet unter IS-Beschuss
IS-Kämpfer feuerten unterdessen erneut ein Geschoss von Dscharablus auf türkisches Gebiet ab. Die Mörsergranate schlug nach Augenzeugenberichten auf einem Feld in der Nähe von Karkamis ein. Am Vortag hatten mehrere Mörsergranaten die Stadt getroffen.
Die syrische Regierung hat die türkische Militäroffensive am Mittwoch scharf verurteilt. Bei dem Einsatz handle es sich um einen offenen Verstoss gegen die Souveränität Syriens. Es gehe nicht darum, den Terrorismus zu bekämpfen, sondern ihn durch einen anderen zu ersetzen, hiess es aus dem Aussenministerium. Der Kampf gegen den Terrorismus in Syrien dürfe nur in Abstimmung mit der Regierung und Armee des Landes erfolgen.