Die wichtigsten Punkte im Überblick:
- Um Samstag Mitternacht ist in der Ostukraine eine Feuerpause zwischen ukrainischen Truppen und prorussischen Aufständischen in Kraft getreten.
- Die vereinbarte Waffenruhe scheint nicht durch grössere Gefechte verletzt worden zu sein.
- Gekämpft wird offenbar weiterhin in der strategisch wichtigen Stadt Debalzewe.
- Beide Seiten melden jedoch Verstösse. Bei einem Raketenangriff der Separatisten sollen zwei Zivilisten ums Leben gekommen sein.
Nach dem Inkrafttreten der Waffenruhe in der Ostukraine ist die Lage unübersichtlich. An gewissen Orten scheint die seit Samstag Mitternacht Ortszeit (23.00 Uhr MEZ) vereinbarte Feuerpause zu halten. Dennoch werfen sich die Konfliktparteien gegenseitig Verstösse vor.
Gefechtslärm in Debalzewe
Die Regierungstruppen würden weiterhin angegriffen, sagte ein Militärsprecher in Kiew. Augenzeugen berichteten von Artilleriefeuer in der Region. Aus Militärkreisen verlautete, seit Beginn der ausgerufenen Waffenruhe in der Nacht zum Sonntag seien vier ihrer Soldaten getötet worden. Zudem habe es 21 Verwundete gegeben.
Der ukrainische Aussenminister Pawlo Klimkin rechnete vor, dass sich in den vergangenen 24 Stunden insgesamt 112 Fälle von Artillerie- und Raketenbeschuss durch die Rebellen ereignet hätten.
Im Gebiet Lugansk blieb es nach Darstellung der Separatisten ruhig – ebenso in der Stadt Donezk, wie Journalisten vor Ort berichten.
Wiederum anders erweist sich das Bild in Marioupol, einer von Kiew gehaltenen Hafenstadt in der Nähe von Debalzewe. Laut einem ukrainischen Militärsprecher seien seit Inkrafttreten der Waffenruhe bei Rebellen-Angriffen mindestens fünf ukrainische Soldaten getötet und 22 andere verletzt worden.
Auch Regierungstruppen schiessen weiter
Laut dem stellvertretenden Stabschef der Volkswehr der selbsterklärten Volksrepublik Donezk, Eduard Bassurin, hätte allerdings auch die ukrainische Armee gegen die Waffenruhe verstossen. Ukrainische Truppen hätten bei den Orten Debalzewe und Gorlowka sowie am Donezker Flughafen die Aufständischen unter Beschuss genommen, sagte der Separatistenführer am Sonntagmorgen Agenturen zufolge.
Russischer Hilfskonvoi überquert Grenze
Mit Beginn der Waffenruhe in der Ostukraine hat Russland den mittlerweile 14. Hilfskonvoi mit rund 1800 Tonnen Ladung in das Krisengebiet geschickt. Mehr als 170 weisse Lastwagen mit der Aufschrift «Humanitäre Hilfe der Russischen Föderation» überquerten am Sonntagmorgen die Grenze zur Ukraine, wie der Zivilschutz mitteilte.
Die Ukraine kritisiert Russlands Hilfskonvois als Verletzung ihrer Souveränität. Sie wirft dem Nachbarland vor, den Separatisten auf diese Weise Nachschub wie etwa Waffen und Munition zu bringen. Russland weist dies vehement zurück und begründet die Hilfe mit der humanitären Katastrophe, die auch von einer ukrainischen Wirtschaftsblockade des Donbass verschärft worden sei.
Abzug schwerer Waffen in Vorbereitung
Die Militärführung in Kiew bereitet nach eigener Darstellung den Rückzug schwerer Kriegstechnik vor. Dmitri Kuleba vom ukrainischen Aussenministerium machte jedoch deutlich, dass die Geschütze nur gleichzeitig mit den Waffen der prorussischen Separatisten abgezogen würden.
Durch den Rückzug der Waffen soll eine entmilitarisierte Pufferzone im Konfliktgebiet entstehen.