US-Flugzeuge haben erstmals Waffen für die kurdischen Kämpfer gegen die Terrormiliz IS in Nordsyrien abgeworfen. Transportmaschinen versorgten die Kurden Sonntagnacht in Kobane mit mehreren Ladungen an Waffen, Munition und medizinischen Gütern. Der genaue Umfang der Lieferungen sei unklar.
Was man jedoch wisse, sei, dass es sich um Waffen aus dem Nordirak handle. Sie stammten von der Regierung des Kurdenpräsidenten Massud Barsani in Erbil, erklärt SRF-Mitarbeiterin Iren Meier in Istanbul. «Da sie nicht über die Türkei nach Kobane geliefert werden konnten, wurden sie nun offenbar von den Amerikanern abgeworfen.»
Die Aktion solle eine bessere Verteidigung der Stadt Kobane gegen die Angriffe des IS ermöglichen. «Die IS-Terroristen haben sehr schweres und modernes Kriegsgerät erbeutet und setzen das auch ein», weiss Meier. Die Kurden seien ihnen unterlegen.
Zugleich setzen die USA ihre Luftangriffe gegen die Stellungen der Dschihadisten fort. Es gebe Hinweise darauf, dass die Luftschläge, zusammen mit dem Widerstand am Boden, den Vormarsch des IS auf Kobane verlangsamt habe, so das US-Zentralkommando. Hunderte Kämpfer seien getötet und zahlreiche Ausrüstungsteile und Kampfstellungen zerstört oder beschädigt worden.
Türkei gegen Waffen für Kurden
US-Präsident Barack Obama besprach in der Nacht zum Sonntag mit dem türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan am Telefon die Lage in Syrien. Beide haben einander zugesichert, im Kampf gegen den IS eng zusammenzuarbeiten.
Dessen ungeachtet erklärte Erdogan, niemand könne von der Türkei erwarten, Waffenlieferungen an die syrisch-kurdische Partei PYD zuzustimmen. Die PYD sei ebenso eine «Terrororganisation» wie die verbotene Kurdische Arbeiterpartei PKK, sagte er.
Die Miliz der PYD, die kurdischen Volksschutzeinheiten YPG, verteidigen die nordsyrische Grenzstadt seit knapp fünf Wochen gegen radikal-sunnitische Kämpfer des IS. Am Sonntag gelang es ihnen nach Angaben der syrischen Beobachtungsstelle für Menschenrechte, in vom IS besetzte östliche Stadtteile vorzudringen.
Kurden pochen auf mehr Hilfe
Die syrischen Kurden haben inzwischen bestätigt, dass sie über das US-Militär mit Waffen versorgt worden seien. «Ohne Zweifel wird die Ankunft der Waffen den Verlauf des Kampfes verändern», sagte Rami Abdel Rahman, der Leiter der syrischen Beobachtungsstelle für Menschenrechte in London.
Die Diskussion um weitere Waffenlieferungen ist damit jedoch noch nicht vom Tisch. «Wir haben uns von Anbeginn als Teil der internationalen Allianz zur Bekämpfung des IS bezeichnet», sagte PYD-Sprechers Newaf Khalil. Die PYD stehe darüber weiterhin im Austausch mit den USA und europäischen Ländern.