Vor Ostern hatte die belgische Polizei in Brüssel Fayçal C. verhaftet. Die Ermittler waren davon ausgeganen, damit jenes Mannes habhaft geworden zu sein, den Bilder von Überwachungskameras neben den Selbstmordattentätern Ibrahim El Bakraoui und Najim Laachraoui zeigen. Am Samstag noch der «terroristischen Morde», beschuldigt, wurde Fayçal C. heute jedoch mangels Beweisen wieder freigelassen.
«Die Indizien, die zu seiner Verhaftung geführt hatten, konnten durch die Ermittlungen nicht gestützt werden», sagte ein Sprecher der Brüsseler Staatsanwaltschaft. In der Wohnung des Verdächtigen seien weder Waffen noch Sprengstoff gefunden worden.
Die Behörden baten erneut um Hinweise zum «Mann mit Hut», der auf dem Fahndungsfoto einen Gepäckwagen schiebt. Er wird verdächtigt, einen Koffer mit einem dritten Sprengsatz am Flughafen zurückgelassen zu haben, währenddem sich seine beiden Komplizen in die Luft sprengten.
Verhaftungen in Belgien, Italien und den Niederlanden
Auch nach der Freilassung von Fayçal C. sitzt in Brüssel rund ein halbes Dutzend Männer unter Terror-Verdacht in Untersuchungshaft. In und um Brüssel durchsuchte die Polizei am Wochenende zahlreiche Gebäude. Die Brüsseler Staatsanwaltschaft beschuldigte drei weitere Personen der Mitgliedschaft in einer terroristischen Gruppe.
Auch europaweit gerieten über Ostern weitere Terrorverdächtige ins Visier der Ermittler. In Italien wurde Medienberichten zufolge ein Algerier festgenommen, der Pässe für Extremisten gefälscht haben soll, die mit den Anschlägen in Verbindung
gebracht werden. Am Sonntag nahm eine niederländische Anti-Terror-Einheit in Rotterdam einen 32-jährigen Franzosen fest. Er wird von der französischen Justiz verdächtigt, an der Vorbereitung eines Anschlags in Frankreich beteiligt zu sein.
28 von 35 Opfern identifiziert
Derweil bleibt die Zahl der tatsächlichen Opfer der Anschläge vom vergangenen Dienstag weiter unklar. Der Informationsfluss innerhalb der verschiedenen belgischen Behördenstellen sowie deren Kommunikation hatte zuletzt für grosse Verwirrung gesorgt. Offiziell als bestätigt gelten derzeit 35 Todesopfer. Auch diese Zahl sei jedoch «definitiv provisorisch», sagte heute eine Sprecherin der Staatsanwaltschaft Brüssel. Viele Leichenteile hätten noch nicht bestimmt und zugeordnet werden können.
28 Anschlagsopfer sind mittlerweile jedoch identifiziert. Sie stammen aus Belgien, den USA, den Niederlanden, Schweden, Deutschland, Frankreich, China, Italien und Grossbritannien.