Die Ebola-Epidemie in Westafrika ist zum internationalen Gesundheitsnotfall erklärt worden. Die Einschätzung wurde in Genf einstimmig von den Viren- und Seuchen-Experten des Notfall-Komitees der Weltgesundheitsorganisation (WHO) getroffen.
Damit kann die Organisation jetzt weltweit Vorschriften zur Eindämmung des Ebola-Ausbruchs erlassen. Möglich sind unter anderem Quarantäne-Massnahmen wie die Schliessung von Grenzen sowie Einschränkungen im internationalen Reiseverkehr. Bis zur Eindämmung des Virus, sei aber mit einer Verschlechterung der Lage zu rechnen, teilte die WHO mit.
WHO-Generaldirektorin Margaret Chan gab bekannt, dass sie die Empfehlungen des Notfall-Komitees vollständig angenommen hat und damit als weltweit völkerrechtlich verbindliche Gesundheitsvorschriften in Kraft setzt. «Alle Massnahmen sind darauf gerichtet, eine weitere internationale Ausbreitung (von Ebola) zu verhindern», sagte sie.
USA ermöglicht Entwicklung von Ebola-Medikamenten
Derweil hat die US-Behörde für Lebensmittelüberwachung und Arzneimittelzulassungen (FDA) beschlossen das Verbot für Ebola-Medikamente teilweise aufzuheben. Betroffen davon ist das Pharmaunternehmen Tekmira. Sein Medikament wurde bisher erfolgreich an Affen ausprobiert und kann jetzt für den menschlichen Gebrauch getestet werden.
Die USA haben die Familien ihrer Diplomaten in Liberia inzwischen aufgefordert, wegen der Ebola-Epidemie das Land in den kommenden Tagen zu verlassen. Dies sei eine Vorsichtsmassnahme, teilte das US-Aussenministerium mit. Zugleich gab es bekannt, dass die USA zwölf Spezialisten in die Hauptstadt Monrovia schicken, um den liberianischen Behörden bei ihren Bemühungen bei der Eindämmung der Seuche zu helfen.
Armee soll Seuche eindämmen
Liberia versucht nun mit Hilfe der Armee gegen die weitere Ausbreitung der Seuche vorzugehen. Im Kampf gegen Ebola wurden fünf Landkreise unter Quarantäne gestellt. Das berichtete die Zeitung «Front Page Africa» aus Monrovia.
Zudem wurden Checkpoints eingerichtet. Soldaten hielten Fahrzeuge an und forderten die Fahrer auf, nicht in Richtung Hauptstadt weiterzufahren, sagten Augenzeugen.
Seit Mittwochabend gilt der Notstand in Liberia. Die Kontrollen seien im Rahmen des dreimonatigen Ausnahmezustandes rechtmässig, erklärte Präsidentin Ellen Johnson Sirleaf. In einer Ansprache hatte sie angekündigt, dass einige Bürgerrechte unter Umständen eingeschränkt werden könnten. Die Epidemie bedrohe die Gesellschaft, was Sondermassnahmen erfordere.
Immer mehr Fälle auch in Nigeria
Auch Nigeria hat inzwischen den Notstand ausgerufen. Präsident Goodluck Jonathan gab zudem umgerechnet 8,7 Millionen Euro zur Bekämpfung der Seuche frei. Damit sollten unter anderem zusätzliche Isolierstationen, Personal und die Überwachung an den Grenzen finanziert werden, erläuterte ein Sprecher von Jonathan.
Nigeria, das bevölkerungsreichsten Land Afrikas, gab die Zahl der Ebola-Fälle in der Wirtschaftsmetropole Lagos mit sieben an. Zwei davon seien gestorben. Dutzende seien unter Beobachtung. Sie waren mit einem Mann in Kontakt gekommen, der nach seiner Ankunft aus Liberia erkranke.