Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) befürchtet in den warmen
Sommermonaten auch in Europa eine Verbreitung des Zika-Virus. Sie ruft deshalb europäische Staaten dazu auf, Schutzmassnahmen zu ergreifen.
Übertragung auch durch Tessiner Tigermücken denkbar
«Jetzt ist für die Länder die Zeit sich vorzubereiten, um das Risiko für ihre Bevölkerung zu reduzierten», sagte heute WHO-Europachefin Zsuzsanna Jakab. In jedem europäischen Land, in dem Tigermücken vorkämen, bestehe im Frühjahr und Sommer das Risiko einer Verbreitung des für schwere Missbildungen bei Neugeborenen verantwortlich gemachten Virus.
Zurückhaltender ist bisher die Einschätzung des Bundesamtes für Gesundheit. Hauptübertrager des Virus sei derzeit die Ägyptische Tigermücke, währenddem im Tessin lediglich die Asiatische Tigermücke präsent sei, hiess es vergangene Woche. Dem deutschen Robert-Koch-Institut zufolge ist jedoch auch eine Übertragung durch die Asiatische Tigermücke nicht auszuschliessen.
Besorgnis über Ansteckung durch Sex
Ausserdem besteht mittlerweile Gewissheit, dass das Virus auch durch Geschlechtsverkehr direkt von Mensch zu Mensch übertragen werden kann. Im US-Bundesstaat Dallas meldeten die Behörden die Infektion einer Person, die mit einem Menschen Sex gehabt habe, der aus Venezuela zurückgekehrt sei.
«Jetzt wissen wir, dass das Zika-Virus durch Sex übertragen werden kann», sagte Zachary Thompson, Direktor der texanischen Gesundheitsbehörde. Die WHO zeigte sich besorgt über die Möglichkeit der Übertragung des Virus durch Geschlechtsverkehr.
Mehr Fälle in Brasilien
Das von Stechmücken übertragene Virus grassiert derzeit in Süd- und Mittelamerika. Brasilien ist besonders schwer betroffen: Die Zahl der Zika-Infektionen wird dort auf 1,5 Millionen geschätzt.
In Brasilien ist auch die Zahl bestätigter Schädelfehlbildungen bei Babys innerhalb einer Woche deutlich angestiegen. Sie nahm von 270 auf 404 zu, wie das Gesundheitsministerium am Dienstagabend mitteilte. In 17 Fällen ist nachgewiesen, dass sich Schwangere zuvor mit dem Zika-Virus infiziert hatten. Zuvor waren es sechs Fälle.