Nachdem die irakische Armee in der vergangenen Woche von den islamistischen Kampfverbänden der Isis überrascht wurde, sind die Truppen zum Gegenschlag übergegangen.
Nach eigenen Angaben eroberte die Armee zwei Städte nördlich von Bagdad zurück. Die Isis-Kämpfer hatten in der vergangenen Woche zuerst die nordirakische Stadt Mossul und dann die gesamte Provinz Ninive sowie Teile von drei weiteren Provinzen erobert.
Die Milizen rückten dabei immer mehr Richtung Bagdad vor. Die irakischen Sicherheitskräfte hatten dem Vormarsch nur wenig entgegen zu setzen. Der Sprecher von Regierungschef al-Maliki, Kassem Atta, sagte, die Armee habe im Kampf gegen die Dschihadisten «wieder die Initiative übernommen». Das Militär habe bei seiner Offensive 279 «Terroristen» getötet.
Tausende freiwillige
Unterstützung erhalten die irakischen Truppen von tausenden Freiwilligen, welche sich nach einem Aufruf von Grossayatollah Ali al-Sistani zum Kampf gegen die Iisis meldeten.
Bei einem Angriff auf ein Rekrutierungszentrum bei Bakuba wurden am Sonntag nach Polizeiangaben sechs Menschen getötet. Die Isis-Kämpfer behaupten, bereits hunderte irakische Soldaten hingerichtet zu haben. Im Internet kursieren Fotos und Filme ihrer Taten.
Die Lage ist aber in weiten Teilen des Landes sehr unübersichtlich. So kam es im Verlaufe von heute Sonntag auch zu einem Bombenanschlag in Bagdad, bei welchem neun Menschen getötet wurden.
USA schicken Kriegsschiffe
Der massive Vormarsch der Terrorgruppe Isis im Irak löste international Entsetzen und Besorgnis aus. Die USA reagiert nun: Das US-Kriegsschiff «USS George H.W.
Bush» soll heute in der Krisenregion eintreffen. Begleitet wird das Schiff von einem mit Raketen bestückten Kreuzer und einem Zerstörer.
Damit solle Präsident Barack Obama zusätzliche Flexibilität gegeben werden, sollten militärische Optionen nötig werden, um das Leben von Amerikanern und Interessen im Irak zu schützen, lautet es aus Regierungskreisen.
Nach dem Irak-Krieg (2003-2011) hatte Obama zwar eine Rückkehr von US-Kampftruppen in das Land ausgeschlossen. Andere militärische Optionen hielt er sich aber offen. Die oppositionellen Republikaner riefen Obama zu einem entschiedeneren Vorgehen auf.
Kein deutscher Einsatz
Anders tönt es aus Deutschland. «Ich kann mir keine Konstellation vorstellen, in der deutsche Soldaten in Irak zum Einsatz kommen.» Das hat der deutsche Aussenminister Frank-Walter Steinmeier in der Zeitung «Welt am Sonntag» erklärt. Deutschland werde sich allenfalls in einem geringen Umfang an einer Stabilisierung des Landes beteiligen.
Steinmeier rief die Nachbarländer Iraks auf, jetzt Verantwortung zu übernehmen – allen voran Iran. «Wir müssen verhindern, dass auch noch auf irakischem Boden ein Stellvertreterkrieg der regionalen Mächte ausbricht.»
Der irakischen Regierung warf der deutsche Aussenminister vor, sie hätte die internationale Hilfe nicht ausreichend dafür eingesetzt, um die politische und wirtschaftliche Stabilität im Land wiederherzustellen. «Deutschland hat in den vergangenen zehn Jahren insgesamt 400 Millionen Euro bereitgestellt, andere Länder noch mehr.»