Fast 800 Bootsflüchtlinge sind vor der italienischen Küste nur knapp einer Katastrophe entgangen. Ein Frachter mit 768 Migranten an Bord steuerte in der Nacht zu Mittwoch führerlos auf die Küste der südlichen Region Apulien zu.
Nach Medienberichten war der Autopilot aktiviert. Ohne die Intervention der Einsatzkräfte wäre der Frachter auf die apulische Küste geprallt, weil der Motor blockiert und das Schiff sich selbst überlassen war, sagte ein Sprecher der Küstenwache. Ein mutmasslicher Schleuser wurde festgenommen.
Auf dem Frachter, der unter der Flagge Moldaus fuhr, waren nach Medienangaben vor allem Syrer. Auch viele Kinder und Schwangere seien an Bord gewesen, eine davon sei kurz vor der Geburt gestanden. Etwa 130 Menschen kamen vorsorglich ins Krankenhaus. Viele litten an Unterkühlung.
Das Schiff, das eigentlich die kroatische Hafenstadt Rijeka ansteuern sollte, wurde im Hafen von Gallipoli beschlagnahmt. Unklar war, ob die Besatzung von Bord gegangen war oder sich unter die Flüchtlinge gemischt hatte.
Dramatische Szenen vor der Küste
Das Schiff hatte zuvor vor der griechischen Insel Korfu einen Notruf abgesetzt und einen Grosseinsatz der dortigen Marine ausgelöst. Mehrere Schnellboote der griechischen Marine wurden entsandt. Der Kapitän gab jedoch an, alles sei in Ordnung und das Schiff sei nicht in Seenot. Ein Schaden wurde nicht festgestellt.
Später entwickelten sich dann vor der italienischen Küste dramatische Szenen: Einsatzkräfte der Küstenwache konnten mit einem Hubschrauber auf das Schiff gelangen – wenige Meilen vor dem Ort Santa Maria di Leuca. Schliesslich wurde die «Blue Sky M» nach Gallipoli geleitet.
Tausende Tote in den letzten Monaten
Es wird vermutet, dass Menschenschlepper Migranten aus Westgriechenland abgeholt haben, um sie nach Italien zu bringen. Die «Blue Sky M» soll Medienberichten zufolge seit Tagen in der Region des Ionischen Meeres im Westen Griechenland unterwegs gewesen sein.
Internationale Schleuserbanden versuchen immer wieder, Migranten durch das Mittelmeer nach Europa zu schaffen. Tausende Menschen sind dabei in den vergangenen Monaten ums Leben gekommen. Oft verlassen die Schleuser die Boote, bevor sie an der Küste ankommen, um einer Festnahme zu entgehen.