Tony Hitcho sitzt am Stubentisch in seinem bescheidenen Haus in Schnecksville, Pennsylvania. Der 66-Jährige ist Mechaniker im Verteilzentrum eines grossen Detailhändlers. Seine Hände sind schwarz vom Öl und von der Karrenschmiere.
Donald Trump sei zwar noch nicht lange im Weissen Haus, sagt er, aber der Präsident habe schon etwas Wichtiges erreicht: «Er gibt mir die Hoffnung zurück», sagt Tony. Das Land habe sich in die falsche Richtung bewegt. Doch mit Trump ändere sich das jetzt.
«Ich juble noch heute jeden Tag»
Tonys Gattin Barbara pflichtet ihm bei: «Ich empfinde genau gleich. Obama sprach zwar von Hoffnung und Wandel – aber es wurde immer schlimmer. Mit Trumps Wahl wurde eine Last von mir genommen.» Sie sei tagsüber allein im Haus und juble noch heute jeden Tag laut. «Denn jetzt kommt alles gut», ist Barbara überzeugt.
In Schnecksville wohnen 3000 Menschen. Viele von ihnen haben deutsche Vorfahren und sind Arbeiter. Das Dorf liegt in einem Wahlbezirk Pennsylvanias, der traditionell Demokraten ins Weisse Haus schickte – ausser im letzten Herbst. Da machte Trump das Rennen. Auch dank den Hitchos.
Die Hitchos verfolgen alles, was ihr Präsident tut, auf dem konservativen Fernsehsender FoxNews. Sie sind begeistert, dass Trump so schnell damit begonnen hat, seine Wahlversprechen umzusetzen. Trotz aller Hindernisse packe Trump die Probleme an, sagt die 63-Jährige, die früher in der Kantine einer Schule gearbeitet hat und heute pensioniert ist.
Mit der Wahl Trumps wurde eine Last von mir genommen.
Es stört Barbara und Tony nicht, dass Trump dabei zum Teil recht unzimperlich ans Werk geht. Die politische Korrektheit habe den USA nur geschadet, sagen sie. Zum Beispiel im Kampf gegen die illegalen Einwanderer: «Die kamen illegal ins Land und haben hier profitiert. Wir müssen das stoppen. Ich bin für die Mauer an der Grenze zu Mexiko und für eine bessere Überprüfung der Einwanderer.»
Jetzt mache die Einreisesperre Sinn. Und wenn eine Familie dadurch getrennt werde, könne ja jener Teil, der in den USA lebe, zurück ins Ursprungsland gehen, so Barbara. «Die Leute müssen legal kommen, genauso wie First Lady Melania, die aus Slowenien stammt.»
Ich bin froh, dass die schweigende Mehrheit jetzt wieder etwas zu sagen hat.
Bald werde eine neue Fassung des Einreisesperre vorgestellt, die auch vor Gericht standhalte, ist Tony überzeugt. Trump habe zwar schon beim ersten Anlauf korrekt gehandelt, bloss hätten die Richter schlicht falsch entschieden. Von einem überhasteten Vorgehen des Weissen Hauses will Tony nichts wissen.
Auch den internationalen Aufschrei können die Hitchos nicht verstehen. Barbara sagt: «Es ist eine Schande. Wenn die Leute im Ausland denselben Niedergang erlebt hätten wie wir, dann würden sie sicher mehr Verständnis für unsere Situation haben. Ich bin froh, dass die schweigende Mehrheit jetzt wieder etwas zu sagen hat.»
Dass dies viele nicht so sehen und dass für sie die USA noch immer ein Vorbild und ein Traum sind, erstaunt die pensionierte Frau mit den schulterlangen Haaren fast ein wenig: «Das ist ja schön. Aber die Amerikaner fühlen selber nicht mehr so», sagt sie.
Trump ist ein Heilsbringer
Ähnlich verläuft die Diskussion bei anderen Themen: Trumps Kabinett mit all den Milliardären? Dieses werde sich nicht um sich selber, sondern ums Wohl der Arbeiter kümmern, sagen die Hitchos. Die Steuerreform? Sie werde dazu führen, dass es wieder mehr Arbeitsplätze in den USA gibt. Die Russland-Connection? Alles übertrieben. Die Medien? Sie würden alles verdrehen, was Trump sagt und tut.
Für die Hitchos ist Präsident Trump ein Heilsbringer. Sie fühlen unendliche Bewunderung für ihn. Kritik kommt keine. Nur einmal, am Ende des Gesprächs, meint Barbara: «Ich habe gehört, dass er fürs Twittern kein sicheres Handy benutzt. Das erinnert mich an Hillary Clinton und die ganze E-Mail-Geschichte. Ich hoffe, Trump hört auf seine Sicherheitsleute!»