Ein neues, hartes Sparprogramm ruft in Griechenland die grössten Gewerkschaften auf den Plan: Mit umfangreichen Streiks und Demonstrationen kämpfen sie das ganze Wochenende über gegen die Einschnitte, welche die internationalen Geldgeber fordern. Das neue Sparpaket ist Voraussetzung für weitere Hilfen für das von der Pleite bedrohte Land.
Sparpaket über 1,8 Milliarden Euro
Die Proteste richten sich namentlich gegen geplante Steuer- und Rentenreformen, mit denen sich das Parlament in Athen derzeit befasst. Insgesamt sollen 1,8 Milliarden Euro eingespart werden.
Eine Abstimmung ist für den späten Sonntagabend geplant. Sie gilt als erneute Kraftprobe für die Links-Rechts-Koalition unter Ministerpräsident Alexis Tsipras. Zahlreiche Regierungsabgeordnete hatten sich wiederholt negativ zu den Sparvorhaben geäussert. Tsipras' Regierung verfügt über eine knappe Mehrheit von 153 Abgeordneten bei insgesamt 300 Sitzen.
Keine Fähren, keine Züge, keine Schule
Die umfangreichen Streiks legten das Land praktisch lahm: Die meisten Ägäis-Fähren blieben in den Häfen. Der Ausstand der Seeleute soll bis Dienstagmorgen dauern. Die Eisenbahner legten ihre Arbeit für drei Tage nieder.
Der öffentliche Verkehr in Athen und anderen Städten brach zusammen. Auf den Zufahrtsstrassen der Ballungszentren entstanden gewaltige Staus. Die Menschen versuchten, mit dem Auto oder Taxi zur Arbeit zu fahren. Auch staatliche Schulen blieben geschlossen.
Der Flugverkehr lief dagegen normal, wie der Flughafen Athen mitteilte. Auch Supermärkte und Läden sowie die meisten antiken Stätten waren geöffnet.
«Überfall auf die Renten»
Der Gewerkschaftsverband des privaten Bereichs GSEE bezeichnete die Rentenkürzungen als «Grabstein» des Rentensystems. Wer ab Montag in die Rente geht, solle bis zu 30 Prozent weniger Geld bekommen, hiess es.
Die Staatsbediensteten-Gewerkschaft ADEDY sprach von einem «Überfall auf die Renten» und rief zum Widerstand auf. «Nieder mit dem neuen Gesetz!», skandierten Hunderte Mitglieder der kommunistischen Gewerkschaft PAME im Zentrum Athens, wie Reporter berichteten.