Mit einem Gefangenenaustausch hat der ukrainische Präsident Petro Poroschenko die Freilassung der in Russland inhaftierten Kampfpilotin Nadeschda Sawtschenko erreicht. Die 35-Jährige ist in Kiew gelandet, wie der ukrainische Präsident per Twitter mitteilte.
Am Kiewer Flughafen Borispol warteten Poroschenko sowie Sawtschenkos Mutter, ihre Schwester und zahlreiche Parlamentarier. Sawtschenko habe zuvor bereits mit ihrer Mutter telefoniert.
«Ich freue mich – gemeinsam mit dem ganzen Land», sagte der ukrainische Regierungschef Wladimir Groisman. Sawtschenko war in der früheren Sowjetrepublik zum Symbol und zum Gesicht des Krieges im Osten des Landes geworden. Ihre Freilassung fällt auf den zweiten Jahrestag der Wahl Poroschenkos zum Präsidenten am 25. Mai 2014.
Sawtschenko war im März zu 22 Jahren Haft verurteilt worden. Ihr wurde Beihilfe zum Mord an zwei russischen Journalisten während des Konflikts mit prorussischen Separatisten in der Ostukraine vorgeworfen.
Kein Treffen mit Putin geplant
Im Gegenzug entliess die Regierung in Kiew zwei mutmassliche russische Soldaten, die in der Ukraine zu Haft verurteilt worden waren. Die Männer seien in Moskau gelandet, sagte Kremlsprecher Dmitri Peskow. Den Begriff «Soldaten» benutzte er nicht. Ein Treffen mit Putin sei nicht geplant. Russland bestreitet den Einsatz aktiver Soldaten im Kriegsgebiet Ostukraine.
In früheren Medienberichten hatte es geheissen, Poroschenko sei zuvor nach Russland geflogen, um die mit Präsident Wladimir Putin abgesprochene Vereinbarung umzusetzen.
Grundsätzlicher Konflikt bleibt
SRF-Korrespondent Christof Franzen gibt zu bedenken, dass der heutige Gefangenenaustausch zwischen Russland und der Ukraine nur zustande kam, weil er beiden Präsidenten dienlich ist. «Petro Poroschenko konnte einen Progaganda-Coup landen und Wladimir Putin kann froh sein, die widerspenstige Gefangene loszuwerden». Diese habe immer wieder mit Hungerstreiks für internationales Aufsehen gesorgt.
Für Franzen ist klar: «Der grundsätzliche Konflikt bleibt bestehen. Die Ukraine strebt nach Westen, will eine Integration in die EU und langfristig in die Nato. Das will Russland bis heute nicht akzeptieren. Russland will, dass die Ukraine im Einflussbereich des Kremls bleibt.»
Nationalheldin Sawtschenko
Das Schicksal der 35-jährigen Nadeschda Sawtschenko war immer wieder Thema von Krisengesprächen westlicher Politiker mit Präsident Wladimir Putin. Poroschenko hatte ihre Heimkehr als Priorität bezeichnet.
Die junge Frau, die in russischer Haft immer wieder mit Hungerstreiks auf sich aufmerksam gemacht hatte, war in ihrer Heimat 2014 in Abwesenheit ins Parlament gewählt worden. Auch die EU hatte ihre Freilassung gefordert.
Sawtschenko ist in der Ukraine zur Nationalheldin geworden, weil sie in den Reihen eines Freiwilligenbataillons gegen die prorussischen Separatisten im Osten des Landes kämpfte. Die Kampfpilotin hatte stets jegliche Beteiligung an den Kampfhandlungen, die zum Tod der russischen Reporter führten, bestritten.