Die neu beschlossenen Klimaziele der EU umfassen im Wesentlichen drei Punkte, welche die EU bis ins Jahr 2030 erreichen will:
- Den Ausstoss von Treibhausgasen um mindestens 40 Prozent zu senken, im Vergleich zum Jahr 1990
- Den Anteil der erneuerbaren Energien, wie Wind und Sonne, auf mindestens 27 Prozent zu steigern
- Den Energieverbrauch um mindestens 27 Prozent zu senken, im Vergleich zur projektierten Höhe ohne jegliche politischen Massnahmen
Diese Ziele sind klimatechnisch gesehen erfreulich; besonders weil die EU der weltweit einzig grössere Wirtschaftsraum ist, der sich selbst solche Klimaziele auferlegt. Damit ist der Kern des Problems aber auch gleich genannt: Wie die Grafik zeigt, stossen alleine China und die USA beinahe die Hälfte der weltweiten Treibhausgase aus.
Solange die grossen Klimasünder, also Länder wie China und die USA, keine namhafte Klimapolitik betreiben, bleiben de facto auch die europäischen Anstrengung eher ein Tropfen auf den heissen Stein: Die Klimaerwärmung ist ein globales Problem, das nicht vor Ländergrenzen Halt macht.
«Es braucht immer einen Leader»
Entsprechend hofft die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel auf eine starke Signalwirkung. «Europa wird ein entscheidender Spieler», sagte Merkel nach den Verhandlungen in Brüssel. Denn die europäische Klima-Einigung gilt als Voraussetzung für den nächsten grossen Internationalen Klimagipfel in Paris 2015. Dort will sich die Internationale Gemeinschaft auf bindende Klimaziele einigen.
Die Hoffnungen Merkels sind nicht völlig unrealistisch, sagt Paula Castro, Spezialistin für Internationale Klimapolitik an der Universität Zürich. «Es braucht immer einen Leader. Damit sich andere Länder sozusagen gedrängt fühlen, auch mitzuziehen», so Castro. Gleichzeitig fügt sie an, dass Experten ambitiösere Klimaziele von der EU erwartet haben: «So imponiert werden die anderen Länder also auch nicht sein», sagt Castro.
Man braucht definitiv die USA und China um den Klimawandel wirklich zu stoppen.
Letztendlich sei es entscheidend, die beiden grössten Klimasünder – China und die USA – zu überzeugen, mit an Bord zu kommen und ihre Klimapolitik anzupacken. Weil sich die beiden Länder aber seit Jahren gegenseitig den schwarzen Peter zuschieben, bleibt Castro skeptisch, dass es zu einer Einigung kommt.
Problem Klimaerwärmung ist erkannt
Patrick Hofstetter, Leiter Klima und Energie beim WWF, ist zuversichtlicher: «Seit rund einem Jahr tauschen sich China und die USA intensiv über eine koordinierte Klimapolitik aus.» Hofstetter meint, dass eine mögliche internationale Einigung – unter europäischer Führung – in Paris 2015 realistischer ist als auch schon. Er sei positiv gestimmt.
Eine Einigung zur Reduktions-Zielen in Paris ist realistisch – wohl aber keine ambitiösen Ziele.
Mittlerweile haben die meisten Länder erkannt, dass die Klimaerwärmung ein Problem ist. Der politische Wille zur Reduktion von Treibhausgasen habe zugenommen, so Hofstetter. Zudem gäbe es auch vermehrt technische Lösungen zur Reduktion von Treibhausgasen, die für die Wirtschaft gut verkraftbar seien.
Umweltziel wird nicht erreicht
Hofstetter sagt aber auch, dass das Reduktions-Ziel der EU – die Treibhausgase um 40 Prozent zu senken – nicht ausreichend ist: «Für das 2-Grad-Ziel müssten die Industrieländer ihre Emissionen um rund 60 Prozent reduzieren», sagt Hofstetter. Erwärmt sich das Klima «nur» um 2 Grad, sollten gravierende Umweltschäden vermieden werden, sagen viele Klimawissenschaftler. Vor diesem Hintergrund sind also auch die Ziele des Klima-Leaders EU nicht ambitiös genug.