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Kollision mit Armee-Helikopter Flugzeugunglück bei Washington: Behörden gehen von 67 Toten aus

  • Nahe dem US-Hauptstadtflughafen bei Washington ist eine Passagiermaschine beim Landeanflug in der Luft mit einem US-Militärhelikopter kollidiert. Beide stürzten ins Wasser des Potomac-Flusses.
  • Laut der Airline haben sich 60 Fluggäste und vier Crew-Mitglieder an Bord befunden. An Bord des Helikopters waren drei Soldaten.
  • Nach Einschätzung der Behörden sind alle 67 alle ums Leben gekommen.
  • Noch ist unklar, was zu dem Absturz führte. Die zuständigen Ermittler warnen vor voreiligen Schlüssen.

«Zum jetzigen Zeitpunkt glauben wir nicht, dass es Überlebende gibt», sagte Feuerwehrchef John Donnelly. Über Nacht hatten Rettungskräfte mit Booten und Tauchern im eiskalten Wasser des Potomac-Flusses fieberhaft nach Überlebenden gesucht – doch ohne Erfolg.

Boote und Trümmer im Wasser nahe einem Ufer.
Legende: Nach der fieberhaften Suche nach Überlebenden gaben die Retter die Hoffnung auf. imago images/Carol/Guzy

Bis zum Morgen wurden laut Donnelly 27 Leichen aus dem Passagierflugzeug geborgen und eine Leiche aus dem Helikopter. Man arbeite daran, alle Leichen zu finden, versprach er. Doch das werde angesichts schwieriger Bedingungen bei der Bergungsaktion eine Zeit lang dauern.

Ursache unklar

Den bisherigen Ermittlungen zufolge zerbrach der Rumpf der Passagiermaschine in drei Teile. Auf Videos war ein Feuerball in der Luft zu sehen. Wie es zu der Kollision kam, ist noch völlig unklar. Hinweise auf Kriminalität oder Terrorismus gibt es bislang nicht. 

Aus dem Funkverkehr geht hervor, dass die Fluglotsen den Helikopter über den anfliegenden Jet informierten und ihm befahlen, den Kurs zu ändern. Aufschlüsse erhoffen sich die Behörden von den Flugschreibern. Einen haben Taucher laut dem Sender CBS aus dem Potomac gezogen.

Im Vorfeld des Absturzes war alles normal.
Autor: Sean Duffy US-Verkehrsminister

US-Verkehrsminister Sean Duffy sagte, sowohl der Helikopter als auch der Jet hätten keine auffälligen Flugbewegungen gemacht. Auch die Kommunikation zum Tower des Flughafens habe bestanden. «Im Vorfeld des Absturzes war alles normal», sagte Duffey.

US-Präsident Donald Trump preschte derweil bereits vor, legte einen Fehler des Helikopterpiloten nahe und machte Diversitätsprogramme bei der Flugsicherung für den Unfall mitverantwortlich.

Trump schimpft über Diversitätsprogramme

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Es habe ein «Pilotenproblem» bei dem Helikopter gegeben, sagte Trump, ohne Belege zu nennen. «Man hätte den Helikopter erheblich verlangsamen können. Man hätte den Helikopter stoppen können. Man hätte hochfliegen können, man hätte runterfliegen können. (...) Man hätte drehen können. Man hätte eine Million verschiedene Manöver machen können, aber aus irgendeinem Grund flog er einfach weiter.»

Trump beklagte, die Besatzungsmitglieder in dem Helikopter hätten «sehen müssen, wohin sie fliegen». Trump beklagte auch, die Flugsicherung am Hauptstadt-Airport habe zu spät eine Warnung ausgesprochen.

Vor allem aber wetterte Trump ausufernd gegen Diversitätsprogramme bei der Flugsicherung. Die Programme bei der US-Luftfahrtbehörde FAA zielten darauf ab, «Menschen mit schweren geistigen und psychischen Behinderungen einzustellen». Personen mit eingeschränktem Hör- oder Sehvermögen, fehlenden Gliedmassen, teilweiser oder vollständiger Lähmung, Epilepsie, schweren geistigen Behinderungen und Zwergwuchs qualifizierten sich demnach alle für die Position eines Fluglotsen, behauptete er.

Auf die Frage eines Journalisten, wie er zum jetzigen Zeitpunkt zu dem Schluss kommen könne, dass Diversitätsprogramme bei der FAA etwas mit dem Unglück zu tun hätten, sagte Trump: «Weil ich einen gesunden Menschenverstand habe, okay?» Gleichzeitig sagte der Republikaner an anderer Stelle: «Wir wissen nicht, was zu diesem Absturz geführt hat.»

Von Anfang an war klar, dass die Überlebenschancen in dem eiskalten Wasser gering waren. In Washington lagen die Temperaturen in den vergangenen Tagen weit unter dem Gefrierpunkt, erst zu Wochenbeginn wurde es merklich wärmer.

Eiskunstlauf-Weltmeister-Duo von 1994 offenbar unter den Opfern

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Paar beim Eiskunstlauf in Hebefigur.
Legende: IMAGO / Kosecki

An Bord der abgestürzten Passagiermaschine waren mehrere Eiskunstläufer, Trainer sowie deren Angehörige. Sie seien auf der Rückreise von einem Trainingslager gewesen, das im Rahmen der nationalen Meisterschaften in Wichita im US-Bundesstaat Kansas stattgefunden habe, hiess es in einer Verbandsmitteilung, aus der von mehreren Medien zitiert wurde. Aus Russland wurde zudem berichtet, dass zwei Ex-Weltmeister zu den Passagieren des Unglücksfluges gehört haben.

Der Kreml bestätigte laut Staatsmedien in Moskau den Tod von Eiskunstläufern russischer Herkunft. «Wir sehen, dass diese traurigen Daten bestätigt werden», sagte Kremlsprecher Dmitri Peskow zu Berichten der russischen Staatsagentur Tass. Dort hiess es, dass an Bord der Passagiermaschine auch die Weltmeister im Paarlaufen von 1994, Jewgenija Schischkowa und Wadim Naumow, gewesen sein sollen. Die beiden arbeiteten zuletzt in den USA als Trainer. Es seien noch «andere unserer Mitbürger» an Bord gewesen, ergänzte Peskow.

Das Wasser des Flusses ist immer noch klirrend kalt und an einigen Stellen gefroren. Ausserdem hatten die Einsatzkräfte mit starkem Wind zu tun, der die Trümmer weiter den Fluss entlang trieb. 

Boot rettet Flugzeugwrack aus Wasser bei Nacht.
Legende: Bilder zeigen das Ausmass der Zerstörung an der abgestürzten Maschine. Getty Images/Andrew Harnik

Laut Luftfahrtbehörde FAA handelte es sich bei dem Passagierflugzeug in dem Unglück um eine Maschine des Typs Bombardier CRJ700 von American Airlines, die in der Stadt Wichita im Bundesstaat Kansas gestartet war.

Der Helikopter war nach Angaben des Pentagons ein UH-60-Hubschrauber, ein Modell aus einer Familie militärischer Mehrzweckhelikopter. Dem Pentagon zufolge war der Helikopter auf einem Übungsflug.

Der Ronald-Reagan-Airport (DCA) stellte nach dem Absturz zunächst zeitweise den Betrieb ein, öffnete nach einigen Stunden aber wieder. Der Luftraum über Washington ist stark frequentiert – neben dem zivilen Flugverkehr sind hier häufig Militärmaschinen und Regierungsflugzeuge unterwegs.

Wer in Washington lebe, sehe regelmässig, «wie Militärhubschrauber den Fluss auf und ab fliegen», sagte US-Verkehrsminister Duffy. «Das ist eine Standardroute, die sie fliegen.» Es gebe ein standardmässiges Verfahren für das Nebeneinander von Passagiermaschinen und Helikoptern. Doch in diesem Fall sei «etwas schiefgelaufen». 

Letztes Flugzeugunglück vor 16 Jahren

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Zuletzt stürzte in den USA im Jahr 2009 ein Passagierflugzeug mit einer vergleichbaren Anzahl an Menschen an Bord ab – in der Nähe von Buffalo im Bundesstaat New York. Damals kamen alle 49 Insassen sowie eine Person am Boden ums Leben.

SRF 4 News, 30.01.2025, 04:30 Uhr ; 

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