Die Krim hat sich formell von der Ukraine abgespaltet. Das Parlament der Halbinsel teilte mit, dass 78 von insgesamt 99 Abgeordneten für die Trennung gestimmt hatten. Zur Begründung hiess es, der Schritt sei juristisch notwendig für den geplanten Beitritt der Krim zur Russischen Föderation.
Zudem sei dieser Schritt verfassungsrechtlich nötig vor der Durchführung des Referendums am kommenden Sonntag. Dabei wird über die Loslösung der Krim von der Ukraine und dem Anschluss an Russland abgestimmt. Laut der ukrainischen Verfassung dürfen einzelne Gebiete dagegen keine Volksabstimmungen beschliessen.
Im Gegenzug hat das ukrainische Parlament der regionalen Volksvertretung auf der Krim ein Ultimatum bis Mittwoch gesetzt, um das geplante Referendum vom Sonntag über eine Abspaltung der Halbinsel abzusagen. Andernfalls müsse das Regionalparlament mit seiner Auflösung rechnen, heisst es in einer in Kiew verabschiedeten Resolution.
Ukrainisches Staatseigentum beschlagnahmt
Die selbst ernannte Führung der Autonomen Republik Krim setzt ihre Autonomiebestrebungen konsequent durch: Der Luftraum über der Halbinsel ist seit Dienstag für Verkehrsflugzeuge gesperrt. Ein ukrainisches Flugzeug wurde auf dem Weg von Kiew nach Simferopol über der Krim abgewiesen und musste in die Hauptstadt zurückfliegen.
Zudem will die Krim-Regierung die im Hafen Sewastopol stationierten ukrainischen Kriegsschiffe beschlagnahmen und nicht an die Regierung in Kiew zurückgeben. Die Fahrrinne in Sewastopol sei bereits blockiert, sagte der moskautreue Regierungschef Sergej Aksjonow der Agentur Ria Nowosti.
«Die dort stationierte ukrainische Flotte wird in vollem Umfang verstaatlicht – wir sind nicht im Begriff, die Schiffe herauszugeben», sagte Aksjonow. Er kündigte an, dass auch Kraftwerke und der Energieversorger Tschernomorneftegas beschlagnahmt würden.
Es gebe eine ganze Liste von derzeit ukrainischen Objekten, die annektiert werden sollen, sagte er. Privateigentum sei aber nicht betroffen. Ukrainische Soldaten, die nicht die Seite wechseln wollten, müssten die Halbinsel verlassen.
Finanzspritze von Russland
Der Krim-Vizeregierungschef Rustam Temirgalijew sagte, Russland habe der Autonomen Halbinsel eine Soforthilfe von einer Milliarde US-Dollar in Aussicht gestellt. Die Führung in Simferopol wolle die Mittel für Gehälter und Renten nutzen, nachdem die Zentralregierung in Kiew den Geldhahn zugedreht habe.
Neue Nationalgarde für die Ukraine
Zur Verstärkung der Truppen in der Krim-Krise will die Ukraine eine Nationalgarde aus Veteranen aufstellen. Übergangspräsident Alexander Turtschinow sagte, sein abgesetzter Vorgänger Viktor Janukowitsch habe die Armee so heruntergewirtschaftet, dass sie praktisch neu aufgebaut werden müsse.
Aufgabe dieser Nationalgarde werde es sein, die ukrainischen Bürger gegen Kriminelle sowie Aggressoren aus dem In- und Ausland zu verteidigen. Eine Teilmobilmachung von Freiwilligen für die Truppe solle beginnen.
Laut dem Übergangsverteidigungsminister verfügt die Infanterie der Ukraine nur über 6000 gefechtsbereite Soldaten, während Russland mehr als 200'000 Mann an der ukrainischen Ostgrenze aufbietet.