Anfang Februar bekam Claudia Daubenberger eine beunruhigende Nachricht aus Äquatorialguinea: Es gebe einen Ausbruch von hämorrhagischem Fieber – mit Durchfall, Blutungen und schnellem Tod. Zu diesem Zeitpunkt wussten weder die Immunologin am Schweizerischen Tropen- und Public Health-Institut (Swiss TPH) noch sonst jemand, was dahintersteckte – Ebola, Marbach oder ein ganz anderes Virus. Klar war, es war gefährlich.
Die Wissenschaftlerin hat im zentralafrikanischen Land vor fünf Jahren ein Forschungsinstitut für öffentliche Gesundheit aufgebaut. Sie tauscht sich regelmässig mit dem dortigen Gesundheitsministerium aus, vor allem zu Malaria. Von Basel aus wurde Daubenbergers Team aktiv: «Die von uns ausgebildeten Labortechniker vor Ort haben mit uns zusammen beschlossen, wie diese Proben genommen und verpackt werden. Und wo wir sie hinschicken können, um die Diagnose zu stellen.»
Bei einem Verdacht auf Marburg oder Ebola ist eine Diagnose nicht so einfach. Nur ein spezialisiertes Labor mit hoher Biosicherheit kann diese vornehmen. Mit einem Flugzeug des Militärs wurden die Proben nach Senegal geflogen, in einen Ableger des Institut Pasteur.
18 Proben wurden analysiert. «Zwei von 18 waren für das Marburg-Virus positiv», sagt Daubenberger. Das äquatorialguineische Gesundheitsministerium reagierte sofort: Es alarmierte WHO Afrika und Africa Centres for Disease Control and Prevention (Africa CDC). «Und die Kollegen sind ins Land eingereist. Sie haben geholfen, diesen Ausbruch sachkundig zu beenden.»
Ende gut, alles gut?
Immunologin Daubenberger sagt, Äquatorialguinea habe vorbildlich gehandelt: «Die Länder arbeiten schneller zusammen. Der Informationsaustausch funktioniert wesentlich besser als früher.» Aber es gebe bislang keine Möglichkeit, solchen Ausbrüchen vorzubeugen. Denn Krankheiten wie das Marburg-Fieber sind Zoonosen. Sie werden verursacht von Erregern, die von Tieren auf Menschen überspringen.
Für Daubenberger kam der Ausbruch in Äquatorialguinea nicht überraschend. «Vor Ort sieht man überall sehr viele Fledermäuse. Und man sieht den massiven Eingriff des Menschen in den Urwald.» Durch eine enorme Bautätigkeit und Bevölkerungswachstum wurde der Urwald zurückgedrängt, der Lebensraum von Wildtieren hat sich stark verkleinert.
Es gibt immer mehr Berührungspunkte zwischen Mensch und Tier. Die Folge: «Wir messen vermehrt Zoonosen. Es sieht so aus, als ob sie gehäuft vom Tierreservoir auf den Menschen übertreten», erklärt die Immunologin.
Globalisierung und vermehrte Reisetätigkeit verschärfen diesen Trend. Für Fachleute wie Daubenberger ist klar: Es braucht bessere Überwachungssysteme bei Mensch und Tier, um gefährliche Erreger frühzeitig zu identifizieren.
Mehr Daten sind nötig
Der Marburg-Ausbruch in Äquatorialguinea habe das Problem deutlich gezeigt: «Wir wissen nicht, wo und in welcher Population von diesen Fledermäusen dieses Virus sich aufhält. Wir wissen nicht, wo der Übertritt stattgefunden hat.»
Deshalb brauche es mehr Daten, um plötzlich auftauchende Infektionen frühzeitig vorauszusagen und wenn möglich zu verhindern. Denn der Übersprung von Viren aus Tieren auf Menschen passiert immer schneller.