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International Mazedonien: Massenaufmarsch gegen den Ministerpräsidenten

Die Opposition im Land schliesst sich mit Studenten- und Schülerverbänden sowie weiteren Organisationen zusammen – im Kampf gegen den ungeliebten Ministerpräsidenten Nikola Gruevski. Die Protestierenden ziehen ins Zentrum der Hauptstadt Skopje vor dessen Regierungssitz.

Mit einem «Marsch der Studenten» hat in der mazedonischen Hauptstadt Skopje eine Grossdemonstration der Opposition begonnen. Aus dem ganzen Land strömten Zehntausende von Menschen an den Massenprotest, der bis zum Rücktritt der Regierung von Nikola Gruevski dauern soll. Sie werfen dem Regierungschef vor, tief in Korruption und Kriminalität verstrickt zu sein.

Opposition vereint ihre Kräfte

Die Demonstranten versammeln sich vor dem und um das Regierungsgebäude von Gruevski im Zentrum von Skopje. Viele wollen dort campieren.

Obwohl die Regierung mit allen Mitteln versucht hatte, die Anreise der Demonstranten zu verhindern, schafften doch sehr viele aus dem ganzen Land den Weg in die Hauptstadt.

Nach vier Tagen kleinerer Proteste in mehreren Städten, die von der Polizei gewaltsam aufgelöst wurden, soll erstmals eine gemeinsame Demonstration von Opposition, Schülern und Studenten stattfinden.

Kritische Internetportale blockiert

Während viele Medien unter Regierungskontrolle den Protest klein schreiben, loben die wenigen unabhängigen Stimmen den gemeinsamen Protest aller Nationalitäten im Balkanland: «Mazedonier, Albaner, Türken, Roma - alle sind vereint mit dem Ziel des Regierungsrücktritts», schreibt das Portal «Libertas».

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Kritische Internetmedien waren am Sonntag immer wieder blockiert. Viele Teilnehmer berichteten jedoch über die sozialen Netzwerke von der Grossdemonstration. «Die Informationsblockade ist gebrochen», freuten sie sich zum Beispiel.

Gruevski will nichts von Rücktritt wissen

Ministerpräsident Gruevski lehnt seinen Rücktritt erneut ab. «Ich habe keinerlei Absicht zurückzutreten oder eine Übergangsregierung zu akzeptieren», sagte er. Ein Rücktritt wäre «ein feiger Akt».

Dem Oppositionsführer Zoran Zaev warf Gruevski vor, von ausländischen Geheimdiensten unterstützt zu werden. Die Lösung der politischen Krise müsse im Einklang mit dem Willen des Volkes erfolgen, sagte Gruevski.

Wahlfälschung vorgeworfen

Gruevski ist seit 2006 Ministerpräsident des Balkanstaates und wurde im April bei vorgezogenen Neuwahlen im Amt bestätigt. Die Opposition wirft Gruevski aber die Fälschung der Wahlen sowie einen zunehmend autoritären Regierungsstil vor. Seit der Wahl im April lehnt sie die Mitarbeit im Parlament ab.

Die Proteste kommen, nachdem vor einer Woche in der nördlichen Stadt Kumanovo 8 Polizisten und 14 Aufständische getötet wurden. Zwei Tage hatten sich Polizei und eine schwer bewaffneten «Terrorgruppe» aus ethnischen Albanern Feuergefechte geliefert. Rund ein Viertel der 2,1 Millionen Mazedonier sind ethnische Albaner. Die Beziehungen zwischen den Volksgruppen sind seit langem angespannt.

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