Am 2. Juli 1964, also vor genau 50 Jahren, unterzeichnete der damalige US-Präsident Lyndon B. Johnson den Civil Rights Act. Das Bürgerrechtsgesetz sicherte Minderheiten die gleichen Rechte zu, die Weisse schon seit jeher genossen. Johnson wollte damit die Gräben überwinden, die die amerikanische Gesellschaft durchzogen. Ganz erreicht ist das Ziel noch nicht, aber ein weiter Weg wurde bereits zurückgelegt. Die grössten Meilensteine im Überblick.
Dezember 1955 – Montgomery Busboykott
Die Afro-Amerikanerin Rosa Parks aus Montgomery (Alabama) räumt im Bus ihren Sitzplatz nicht für einen Weissen. Wegen Verstosses gegen die Rassentrennungsgesetze wird sie zu einer Geldstrafe verurteilt. Schwarze um den Prediger Martin Luther King organisieren einen Boykott der Busse. 13 Monate später erklärt der Oberste Gerichtshof in Washington die Rassendiskriminierung im Nahverkehr für verfassungswidrig.
September 1957 – Neun von Little Rock
Neun schwarze Schüler werden als erste Afro-Amerikaner in die öffentliche Schule in Little Rock aufgenommen. Der Gouverneur von Arkansas verwehrt ihnen durch Einsatz der Nationalgarde den Zutritt. US-Präsident Dwight D. Eisenhower schickt daraufhin Soldaten. 1954 hatte ein Urteil des Obersten Gerichtshofs in Washington Rassentrennung in öffentlichen Schulen beendet. Es dauerte aber Jahre, bis die Bundesstaaten das umsetzten.
Februar 1960 – Restaurant Sit-in
Vier afro-amerikanische Studenten setzen sich in Greensboro (North Carolina) demonstrativ an nur für Weisse reservierte Restauranttische. Ihr Sit-in war der Start für viele gewaltlose Aktionen zur Aufhebung der Rassentrennung in öffentlichen Einrichtungen. Aus dieser Bewegung ging das Student Nonviolent Coordinating Committee (SNCC) hervor. Es war eine der wichtigsten Organisationen im Kampf gegen die Rassentrennung. Das SNCC radikalisierte sich und rief Mitte der 60er Jahre zu Black Power auf, bevor es sich 1970 auflöste.
August 1963 – Marsch auf Washington
Rund 250'000 Gegner der Rassentrennung versammeln sich in Washington zu der bis dahin grössten Kundgebung in der US-Geschichte. Als Höhepunkt beschwört Martin Luther King in seiner Rede «Ich habe einen Traum (I Have a Dream)» die Integration Schwarzer in die weisse Gesellschaft Amerikas. 1964 wird King mit dem Friedensnobelpreis geehrt. 1968 erschiesst ihn ein weisser Attentäter, Rassenunruhen in über 100 Städten sind die Folge.
März 1965 – Selma-Montgomery-Märsche
Bürgerrechtler beginnen in Selma (Alabama) ein Programm zur Registrierung, damit Schwarze ihr Wahlrecht ausüben können. Am 7. März starten 600 Menschen einen Marsch zur 86 Kilometer entfernten Alabama-Hauptstadt Montgomery. Polizisten lösen den Marsch gewaltsam auf. Auch der zweite Marsch scheitert. Nach dem von der Nationalgarde gesicherten dritten Marsch spricht Martin Luther King am 24. März in Montgomery vor 25'000 Menschen. Im August unterschreibt Präsident Lyndon B. Johnson den Voting Rights Act, der Registrierungshürden wegräumt. Im Video glaubt der Polizeisprecher, dass die Aktivisten zum grössten Teil von ausserhalb kommen und die Märsche von Kommunisten organisiert wurden.
Oktober 1968 – Black Power bei Olympia
Nach dem gesetzlichen Ende der Rassentrennung kämpfen radikale Organisationen für eine reale Gleichberechtigung der Schwarzen. Bei der Siegerehrung vom 200-Meter Sprint bei den Olympischen Spielen 1968 in Mexiko-City recken Tommie Smith und John Carlos als Sieger und Dritter ihre in schwarzen Handschuhen steckenden Fäuste hoch. Mit diesem Zeichen der Black-Power-Bewegung wollen sie auf die faktische Rechtlosigkeit und Armut der Schwarzen aufmerksam machen. Nach ihrer Rückkehr in die USA wurden sie jahrelang beleidigt und bedroht
Januar 2009 – Vereidigung von Barack Obama
Vor Millionen Menschen legt der Demokrat in Washington als erster schwarzer Präsident der US-Geschichte seinen Amtseid ab. Seine Präsidentschaft wird als Verwirklichung des «Traums» von Martin Luther King gefeiert. Doch noch immer werden die Unterschiede zwischen Schwarzen und Weissen kritisiert. Offiziellen Statistiken zufolge beträgt etwa das «schwarze» Durchschnittseinkommen nur 63 Prozent des «weissen». Und trotz der grösser werdenden Mittelschicht leben Millionen Schwarze in Elendsvierteln.
Juni 2013 – Wegfall der Rassismus-Schutzklausel
Der Supreme Court kippt einen bedeutenden Teil des historischen Wahlrechtsgesetzes von 1965. Die Überwachung der Wahlregeln an Orten, die zuvor durch Diskriminierung schwarzer Bürger aufgefallen waren, sei nicht mehr zeitgemäss, urteilt das Oberste Gericht. Das Land habe sich verändert, Rassismus sei eine Sache der Geschichte. Präsident Obama und der ebenfalls schwarze Justizminister Eric Holder äussern sich «zutiefst enttäuscht».