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International «Mexiko steht unter Schock»

In seinem Wahlkampf hat Donald Trump sich immer wieder abschätzig über Mexiko und über die Immigranten, die von dort stammen, geäussert. Klar, dass sein Sieg im südlichen Nachbarland starke Reaktionen auslöst. Wie heftig diese sind, schildert die Journalistin Sandra Weiss.

SRF News: Wie kommt die Wahl von Donald Trump im Nachbarland Mexiko an?

Sandra Weiss

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Die gebürtige Deutsche lebt und arbeitet seit 1999 als Journalistin in Lateinamerika. Sie berichtet von dort aus für diverse deutschsprachige Medien.

Sandra Weiss: Mexiko steht unter Schock. Die beiden grossen Zeitungen «El Universal» und «Reforma» haben beide sehr ähnlich getitelt. Jetzt müsse gezittert werden. Ein Alptraum sei wahr geworden. Der Zentralbankchef Augustin Carstens hat von einem Hurrikan gesprochen, der Mexiko heimsucht. Und die aussenpolitische Sprecherin im Senat, Gabriel Cuevas, zeigte sich sehr besorgt darüber, was das denn nun für die 34 Millionen in den USA lebenden Mexikaner bedeuten könnte.

Präsident Enrique Peña Nieto berief noch in der Nacht eine Krisensitzung seines Kabinetts ein. Am Morgen twitterte er ziemlich einsilbig. Er beglückwünschte Trump zu dessen Wahlsieg und erklärte, er hoffe, dass die beiden Länder ihre Kooperation auf der Basis gegenseitigen Respekts fortsetzen. Es gelte, auf ein Verhältnis des Vertrauens hinzuarbeiten.

Trump hat im Wahlkampf angekündigt, alle illegalen Migranten auszuweisen und eine Mauer an der Grenze zu bauen. Glaubt man in Mexiko, dass das umgesetzt wird?

Das hoffen die Mexikaner natürlich nicht. Es ist schliesslich auch eine Frage der Machbarkeit. So eine Mauer, das hat Trump selber ausgerechnet, kostet acht Milliarden US-Dollar – kein Pappenstiel. Es wird darüber gestritten, wer das bezahlen soll. Trump sagte immer, dass das die Mexikaner bezahlen müssten. Diese wiederum sagen: «Du spinnst! Wir bezahlen überhaupt nichts.» Hinzu kommt, dass die mexikanischen Migranten längst nicht mehr das Problem sind. Denn der Strom an mexikanischen Migranten ist seit 2005 rückläufig.

Präsident Enrique Peña Nieto am Rednerpult.
Legende: Präsident Enrique Peña Nieto will den neu gewählten US-Präsidenten noch vor dessen Amtsantritt im Januar treffen. Keystone

Das heisst, es wandern weniger Mexikaner in die USA ein, als Mexikaner aus den USA nach Mexiko zurückkehren. Das liegt an der wirtschaftlichen Situation in den USA. Es gibt dort nicht mehr so viele Arbeitsplätze, während es in Mexiko wirtschaftlich aufwärts geht. Das Problem sind inzwischen Migranten aus anderen Ländern wie Mittelamerika und Afrika, die über Mexiko in die USA gelangen.

Der mexikanische Peso hat nach der Wahl Trumps innert weniger Stunden 14 Prozent an Wert verloren. Was bedeutet das für die Wirtschaft des Landes?

Die nächsten Monate werden durch eine hohe Volatilität gekennzeichnet sein; Schwankungen an der Börse und eben auch bei der Währung. Wenn Trump im Januar antritt, wird sich weisen, was von seinen Ankündigungen letztlich wirklich Realität wird. Das, was er alles angedroht hat – dass Nafta, das nordamerikanische Freihandelsabkommen, neu verhandelt wird, dass er die Mauer baut, dass er mexikanische Migranten rauswirft – läuft ja zum Teil den wirtschaftlichen Interessen der USA zuwider. Zum Beispiel für Kalifornien, Arizona und Texas ist Mexiko der wichtigste Absatzmarkt. Und für weitere 20 Bundesstaaten ist es der zweitwichtigste. In den USA hängen sechs Millionen Arbeitsplätze an Nafta. Ford hat zum Beispiel hat gerade einen Teil seiner Autoproduktion verlegt.

Audio
«Die mexikanischen Migranten sind längst nicht mehr das Problem»
aus SRF 4 News aktuell vom 10.11.2016.
abspielen. Laufzeit 3 Minuten 53 Sekunden.

Gibt es in Mexiko auch Menschen, die die Wahl Trumps begrüsst haben?

Ich habe von niemandem gehört, der optimistisch ist, nein. Die Leute, die am optimistischen reagieren, sind die, die sagen, dass Trump längst nicht alles umsetzen werde, was er angedroht hat. Dass es in der US-Demokratie durchaus Gegengewichte gibt, die ihn bremsen könnten. Ein besorgter Unterton schwingt selbst bei diesen etwas optimistischeren Tönen mit.

Das Gespräch führte Erich Wyss.

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