- Schweres Erdbeben mit Stärke 6,1 erschüttert am Mittwoch gegen 3:30 Uhr Mittelitalien.
- Mindestens 247 Personen kommen ums Leben, darunter mehrere Kinder.
- Seit Mittwochmorgen wurden 368 Verletzte aus der Gegend weggebracht. Dutzende Menschen werden noch vermisst.
- Mehrere Dörfer sind teilweise zerstört, die Lage ist unübersichtlich, Bergungsarbeiten sind im Gange.
- Das EDA hat keine Kenntnis von Schweizer Staatsbürgern, die vom Erdbeben betroffen sind.
- Italiens Premier Matteo Renzi besucht das Katastrophengebiet. Er rechnet mit weiter steigenden Opferzahlen.
Die Folgen des schweren Erdbebens vom frühen Mittwochmorgen in Mittelitalien nehmen immer grössere Dimensionen an. Die Opferzahlen erhöhen sich fast stündlich.
Laut offiziellen Angaben starben durch die Folgen des Bebens mindestens 247 Menschen. So der Stand am frühen Donnerstagmorgen.
Seit Mittwochmorgen wurden 368 Verletzte und Kranke aus der Region weggebracht. Rettungsteams bergen aber immer wieder auch Leichen aus den Trümmern. Noch immer werden dutzende Menschen vermisst.
Renzi betonte nach einem Besuch im Katastrophengebiet, Italien stehe nun solidarisch zusammen, um die grossen Herausforderungen nach dem Beben zu meistern. Als Soforthilfe stellte die Regierung 235 Millionen Euro bereit. In Rom verkürzte Papst Franziskus seine Audienz um zu beten.
Nach fast 16 Stunden aus den Trümmern gerettet
Helfer suchten in der Nacht auf Donnerstag in der Dunkelheit mit Hilfe von Hunden und Taschenlampen weiter nach Überlebenden. Die Hoffnung, noch Überlebende zu finden, sinkt stündlich. Unter den Opfern sind viele Kinder, in manchen Familien gibt es mehrere Tote.
Aber es gibt auch gute Nachrichten: So ist am frühen Mittwochabend in Pescara del Tronto ein zehnjähriges Mädchen nach fast 16 Stunden aus den Trümmern eines Hauses gerettet worden. Hunde hätten sie aufgespürt, hiess es.
«Die Hälfte der Stadt ist weg»
In der Region um das Zentrum des Erdbebens sind zahlreiche Ortschaften teilweise zerstört. Dutzende Häuser liegen in Schutt und Asche. Besonders in Mitleidenschaft gezogen wurden die Bergorte Amatrice, Accumoli, Pescara del Tronto und Arquata del Tronto im Apennin.
Der Bürgermeister von Amatrice, das für seine historische Altstadt berühmt ist, fasst fassungslos zusammen: «Die Hälfte der Stadt ist weg. Es ist ein Drama». Wegen eines in zwei Tagen geplanten Stadtfestes waren zahlreiche Touristen in der Stadt, darunter viele Jugendliche.
Die Strassen der Bergortschaft sind blockiert. Eine Brücke, die nach Amatrice führe, sei teilweise eingestürzt. Der Bürgermeister der 2500-Einwohner-Gemeinde forderte Hilfe per Helikopter.
Für die Obdachlosen sollen zwei Zeltstädte in Pescara und Arquata del Tronto mit 50 Zelten aufgebaut werden, teilte der Chef des Zivilschutzes mit. Weitere Menschen werden in Sporthallen untergebracht. Nach ersten Schätzungen sind mehrere tausend Menschen ohne Unterkunft. Unter ihnen auch zahlreiche Touristen.
Schwerstes Beben seit L'Aquila
Der Chef des Zivilschutzes, Fabrizio Curcio, sprach von einem «schweren» Beben. Es sei vergleichbar mit jenem in der Stadt L'Aquila im Jahr 2009. Damals kamen mehr als 300 Menschen ums Leben.
Das jetzige Beben sei aber vermutlich weniger fatal, weil die Gegend nicht so stark bevölkert ist. Das Zentrum des Bebens lag laut Erdbebendiensten in der Provinz Rieti rund 150 Kilometer nordöstlich von Rom in einer relativ geringen Tiefe von zehn Kilometern. Der Erdstoss um 03.36 Uhr war auch in den Regionen Umbrien und Marken und der italienischen Hauptstadt deutlich zu spüren.
Schweiz bietet Hilfe an
Das Eidgenössische Departement für auswärtige Angelegenheiten (EDA) hat bisher keine Kenntnis von toten oder verletzten Schweizer Staatsangehörigen, wie es am Mittwoch mitteilte. EDA-Vorsteher Didier Burkhalter stehe in Kontakt mit seinem italienischen Amtskollegen Paolo Gentiloni. Er habe ihm die Unterstützung der Schweiz angeboten.
Auch der Schweizerische Verein für Such- und Rettungshunde (REDOG) hat Italien angeboten, die Rettungsarbeiten zu unterstützen. Italien habe aber genügend Such- und Rettungshunde vor Ort, sagte Katharina Schindler vom Schweizerischen Roten Kreuz (SRK).
Bundespräsident Johann Schneider-Ammann drückte via Twitter sein Beileid aus. Die Schweiz sei nahe bei den Opfern des Erdbebens in Mittelitalien, schrieb er. Weiter sandte er einen Kondolenzbrief an Sergio Mattarella, Präsident der italienischen Republik.