Donald Trump ist wie ein Strassenkämpfer mit einer Rasierklinge, Hillary Clinton will hingegen einen Boxkampf führen mit einem Schiedsrichter. So beschrieb ein Kommentator neulich den ungleichen Wahlkampf und warnte, das komme nicht gut. Sie müsse mit ihm in die Gosse steigen.
Auf keinen Fall, finden Delegierte am Parteikongress in Philadelphia: «Man kann Donald Trump nicht schlagen, wenn man auf sein Niveau von persönlichen Attacken und Hassrhetorik hinabsinkt, man siegt mit der Wahrheit, mit Professionalismus und Würde, so wie ein Präsident sich verhalten sollte.»
Eine Delegierte aus Iowa meint: «Auch wenn das schwierig ist nach all dieser Zeit: Sie muss ihre sanfte Seite zeigen und seinem Wahn ihre Ruhe entgegensetzen.» Das ist auch die Strategie der demokratischen Partei.
Fakten statt Provokationen
Brian Fallon aus dem Clinton-Wahlkampfteam erklärt: «Wenn sich die Gegner in die Niederungen begeben, so gehen wir in die Höhe. Das ist unser Ansatz. Donald Trump wird jeden Tag auf Twitter Beleidigungen verbreiten. So werden wir uns nicht verhalten.»
Die Demokraten wollen den Casinomogul auf seine eigenen Worte behaften. Sie wollen darauf hinweisen, wen er alles beleidigt und was für Unwahrheiten er verbreitet. Und auf seine zweifelhafte Vergangenheit als Unternehmer aufmerksam machen. Dazu setzen sie auf glaubwürdige Personen wie beispielsweise Michael Bloomberg, Geschäftsmann und früherer Bürgermeister von New York.
Er hatte am Parteitag einen prominenten Auftritt: «Donald Trumps Karriere ist geprägt von Konkursen und Klagen sowie von Kunden, Aktionären und Zulieferern, die sich betrogen fühlen. Und er will das Land wie seine Firma führen? So helfe uns Gott.»
Der linke Flügel will in den Infight
Mit Persönlichkeiten wie Bloomberg, der parteilos ist, appelliert Hillary Clinton an Mitte-Wähler und an weisse Männer – der einzigen Bevölkerungsgruppe, bei denen Trump einen deutlichen Vorsprung hat.
Auch deshalb hat sie den moderaten Tim Kaine als Vize erkoren. Mit dieser Strategie riskieren die Demokraten aber, ihren linken Flügel zu demotivieren. Die Enttäuschung der linken Demokraten ist am Parteitag unübersehbar, etwa bei einer jungen Frau mit einem Bernie-Sanders-Pin: «Sie wollen nicht auf uns hören. Ich wünsche ihnen damit viel Glück», meint sie sarkastisch.
Sie werde die Kandidatin der grünen Partei wählen. Die Demokraten gehen davon aus, dass die junge Frau ein Einzelfall ist und dass der linke Partei-Flügel trotz allem für Clinton stimmen wird – und sei es nur, um Donald Trump zu verhindern. Eine riskante Wette.
Keine Angst vor knappem Ausgang
Niemand weiss, wie viele der wenigen unabhängigen Wähler die Demokraten mit dieser Strategie gewinnen können. Und niemand weiss, wie viele der jungen Menschen, die sich für Bernie Sanders begeisterten, sich nun abwenden. Es dürfte eng werden. Derzeit liegt Donald Trump laut Umfragen sogar leicht vorne.
Parteistrategen geben sich gelassen. Das sei der übliche Schub nach dem Parteikongress der Republikaner von letzter Woche, sagen sie. Fallon vom Hillary-Clinton-Wahlkampfteam gibt sich selbstbewusst: «Wir erwarten, dass das Rennen bis zum Wahltag im November knapp bleibt. Das macht uns keine Angst. Wir richten unsere Strategie darauf aus, dass wir ein Kopf-an-Kopf-Rennen gewinnen können.»