Die beiden mutmasslichen Hauptverantwortlichen für das Massaker in Srebrenica – der ehemalige Serbenführer Radovan Karadzic und Ex-General Ratko Mladic – müssen sich wegen Völkermords vor dem UNO-Kriegsverbrechertribunal in den Haag verantworten. Die Prozesse werden getrennt geführt.
Mladic will Karadzic nicht entlasten
Der 71-jährige Mladic hatte sich unter starkem Protest bereit erklärt, als Zeuge gegen seinen ehemaligen Vorgesetzten Karadzic auszusagen. Doch vor Gericht verweigerte er die Aussage. Er wolle sich nicht selbst belasten, begründete er.
Fast schien es Mladic zu bedauern, dass er seinem früheren politischen Chef nicht gehorchen wollte. «Karadzic hat nur sein Volk verteidigt. Ich habe dazu einen bescheidenen Beitrag geleistet», verfiel er dann zum Schluss in alte serbische Parolen.
«Satanisches Gericht»
Beim Verlassen des Gerichtssaals war Mladic wütend und bezeichnete das Jugoslawien-Tribunal als ein «satanisches Gericht». Der Prozess gegen Karadzic läuft nun schon seit mehr als vier Jahren.
Im Jahr 1995 überrannten serbische Einheiten die muslimische Enklave Sebrenica in Bosnien Herzegowina und ermordeten 8000 muslimische Männer und Jungen. Den beiden Angeklagten wird vorgeworfen, für das Massaker verantwortlich zu sein.
40 Jahre Haft für Hauptkriegsverbrecher
Besonders gross war das öffentliche Interesse am Prozess gegen Slobodan Milosevic, den ehemaligen Präsidenten von Jugoslawien und Serbien. Doch Milosevic starb im März 2006 kurz vor Ende seines Prozesses in Untersuchungshaft.
Der Internationale Strafgerichtshof für das ehemalige Jugoslawien hat in gut 20 Jahren bislang 64 rechtsgültige Schuldsprüche erlassen. Die schlimmsten Taten wurden mit 40 Jahren Haft bestraft.