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Gespräche über Waffenruhe Wie Staatschefs miteinander telefonieren

US-Präsident Donald Trump sieht positive Signale aus Moskau hinsichtlich einer möglichen Waffenruhe in der Ukraine. Jetzt will er persönlich mit Russlands Präsident Wladimir Putin sprechen.

Doch wie läuft ein solches ab? Wird das tatsächlich noch am Telefon gemacht oder per Videocall? Der ehemalige Schweizer Diplomat, Thomas Borer, weiss es. Er war unter anderem in Deutschland und in den USA bei hochrangigen Telefonverhandlungen dabei.

Thomas Borer

Ehemaliger Diplomat und Lobbyist

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Thomas Borer ist Unternehmensberater, Lobbyist und ehemaliger Diplomat. Von 1999 bis 2002 war Botschafter der Schweiz in Deutschland.

SRF News: Wie läuft ein Telefonat der beiden Staatsoberhäupter Trump und Putin ab?

Thomas Borer: Das wird meistens Tage im Voraus von Diplomaten auf unterer Stufe vereinbart. Beide Herren haben sehr volle Agenden, und die Zeitverschiebung gibt es ja auch noch. Dann sitzen sie in einem abhörsicheren Raum, meist umgeben von einigen Mitarbeitern. Früher waren es wirklich Telefonate. Heute sind es natürlich oft auch Videoübertragungen wie Zoom oder anderes, aber mit nachrichtendienstlich sicherer Verbindung.

Gehen wir das Schritt für Schritt durch. Was muss konkret vorbereitet werden?

Die eine Seite wird sich auf unterer Stufe an die andere Seite wenden und sagen: Mein Präsident möchte in den nächsten Tagen mit ihrem Präsidenten sprechen und erläutern, worum es dabei gehen soll. Die Anfrage wird geprüft und eine Rückmeldung gegeben, zum Beispiel in Form einer Bestätigung mit Terminvorschlägen. Es kann auch sein, dass die andere Seite sagt, über A, B und C will mein Präsident sprechen, über D aber nicht. Danach wird das Gespräch vereinbart. Beide Seiten werden ihre Präsidenten mit Akten- und Gesprächsnotizen vorbereiten, worin detailliert Standpunkte und Fragen aufgelistet sind.

Das Gespräch geht los. Gibt es Smalltalk?

Es werden natürlich wie bei anderen Gesprächen Höflichkeiten ausgetauscht. Erst dann findet das Gespräch statt.

So überwinden Trump und Putin die Sprachbarriere

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Sprechen Trump und Putin Englisch miteinander oder sind auch Dolmetscherinnen und Dolmetscher im Raum?

Thomas Borer: Da sind sicherlich Dolmetscher dabei. Putin spricht immer Russisch, obwohl er zum Beispiel sehr gut Deutsch kann. In Deutschland hat er immer Russisch gesprochen, ausser wenn man im kleinen Kreis mit ihm zusammensitzt. Er spricht auch nicht sehr gut Englisch. Es sind also Übersetzer im Raum. Deshalb gehen diese Gespräche auch länger. Das [Anm. d Red.: vorletzte] Gespräch zwischen den beiden war offenbar 90 Minuten lang. Eine halbe Stunde oder sogar noch länger waren dabei Übersetzungen.

Verschiedene Personen lauschen dem Gespräch. Wie beeinflussen sie es?

Es ist üblich, dass Mitarbeiter durch kleine Notizen, die sie dem Präsidenten auf den Tisch legen, Einfluss nehmen. Ich nehme an, bei den beiden ist das relativ schwierig. Bundesräte waren oft dankbar für solche kurzfristigen Inputs.

Verändert sich der Ton im Laufe des Gesprächs? Geht es auch gehässig zu und her?

Ja, sicherlich. Beide sind sich bewusst, dass diese Gespräche aufgezeichnet werden, es Protokolle gibt und diese auch in Archive gehen und diese vielleicht in 50 Jahren von Historikern analysiert werden. Daher versucht man sachlich zu bleiben oder auch mal Härte zu zeigen, wenn es um Verhandlungen geht. Das nimmt man nicht auf die leichte Schulter.

Telefonate zwischen Trump und Putin im Rückblick: Darum ging es

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14.11.2016: Es ist das erste Gespräch überhaupt, kurz nach Trumps Sieg bei der Präsidentschaftswahl. Trump sagte damals, dass er sich auf eine starke und dauerhafte Beziehung zu Russland freue.

28.1.2017: Putin gratuliert Trump zum Start seiner Präsidentschaft. Der Anruf dauerte etwa eine Stunde.

3.4.2017: Trump spricht Putin sein Beileid für die Opfer des Terroranschlags auf die U-Bahn in St. Petersburg aus.

2.5.2017: Die beiden Präsidenten sprechen per Telefon über den Krieg in Syrien, den Terrorismus im Nahen Osten und Nordkorea.

21.11.2017: Erneut geht es über Terrorismus in Syrien. Erstmals ist auch die Ukraine Gesprächsthema.

14.12.2017: Trump dankt Putin für die Anerkennung der starken Wirtschaftsleistung der Vereinigten Staaten.

17.12.2017: Putin bedankt sich bei den US-Geheimdiensten für die Bereitstellung von Informationen, die seiner Meinung einen Terroranschlag in St. Petersburg verhindern konnten.

12.2.2018: Bei einem Flugzeugabsturz in Russland kamen 71 Menschen ums Leben. Trump zeigt Putin seine Anteilnahme.

20.3.2018: Der US-Präsident gratuliert Putin zu seinem Wahlsieg und umgeht damit die Anweisungen seiner Berater, die auf die Briefing-Materialien geschrieben hatten: «GRATULIEREN SIE NICHT».

3.5.2019: Trump und Putin besprechen das Ende der russischen Einflussnahme auf den Wahlkampf in den Vereinigten Staaten. Dies, nachdem Russland versucht hatte, die Präsidentschaftswahl zugunsten von Donald Trump und gegen Hillary Clinton zu beeinflussen.

31.7.2019: Nach Angaben des Weissen Hauses sprechen die beiden über die Waldbrände in Sibirien und den Handel zwischen den USA und Russland.

Quelle: New York Times, Washington Post. Ausserhalb dieses Zeitraums konnten keine detaillierten Informationen gefunden werden.

Das Gespräch neigt sich dem Ende zu. Wer hat das letzte Wort?

Normalerweise bedankt sich derjenige, der das Gespräch gewünscht hat, für das Gespräch. Man vereinbart vielleicht, sich nochmals telefonisch oder per Videokonferenz zu unterhalten oder ein persönliches Gespräch zu machen. Man verabredet, dass die Sondergesandten auf unterer Ebene angesichts der jetzt vereinbarten Parameter die Verhandlungen weiterführen. Schliesslich verabschiedet man sich.

Die Treffen zwischen Trump und Putin – ein Überblick

Wie geht es nach dem Gespräch weiter?

Auf beiden Seiten werden Follow-ups gemacht. Denn solche Gespräche werden aufgezeichnet. Es wird ein Protokoll erstellt und analysiert, was die Gegenseite will. Wo ist sie zum Beispiel bei den Verhandlungen hart? Was akzeptiert sie nicht als Verhandlungsgegenstand? Oder wo zeigt sie sich kompromissbereit? Das wird dann an die entsprechenden Ministerien und Drittparteien weitergegeben.

Das Gespräch führte Oliver Kerrison.

Hinweis

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SRF führte dieses Interview mit Thomas Borer am 14. Februar 2025 durch. Damals haben die Präsidenten erstmals seit Trumps Wiederwahl miteinander telefoniert und einigten sich darauf, Friedensgespräche im Ukraine-Krieg aufzugleisen.

Heute Morgen, 14.03.2025, 06:00 Uhr ; 

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