International - Mursi: Vom Präsidenten zum Terroristen
Mohammed Mursi von den Muslimbrüdern gewann 2012 die ersten freien Präsidentenwahlen in Ägypten. Nach einem Jahr ereilte ihn dasselbe Schicksal wie sein Vorgänger – er wurde gestürzt. Seither überschlugen sich die Ereignisse. Heute gilt die Muslimbruderschaft als Terrororganisation. Ein Rückblick.
Die Muslimbruderschaft, der auch Mohammed Mursi angehört, ist seit ihrer Gründung 1928 die meiste Zeit über verboten. So auch unter dem Langzeitpräsidenten Hosni Mubarak. Der Sturz von Mubarak im Februar 2011 eröffnet den Muslimbrüdern neue Möglichkeiten. Sie gründen die Freiheits- und Gerechtigkeitspartei und wählen Mursi zum ersten Vorsitzenden. Als solcher tritt er bei der Präsidentschaftswahl 2012 an.
01:46
Video
Mohammed Mursi – neuer ägyptischer Präsident
Aus Tagesschau vom 24.06.2012.
abspielen. Laufzeit 1 Minute 46 Sekunden.
24. Juni 2012:
Die Wahlkommission erklärt den Kandidaten der Muslimbruderschaft, Mohammed Mursi, zum Sieger der Präsidentenwahl. Er erringt 51,7 Prozent der Stimmen. Mit ihm tritt erstmals ein Zivilist an die Spitze des ägyptischen Staates.
03:30
Video
Ägypten ringt um eine Verfassung
Aus Tagesschau vom 30.11.2012.
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29. November 2012:
Im Eilverfahren peitscht das von Islamisten dominierte Verfassungskomitee Mursis Entwurf einer neuen Verfassung durch. Mit Massenprotesten demonstriert die Opposition gegen eine schleichende Islamisierung.
2. Juni 2013:
Mursi erlässt Dekrete, die ihn juristisch unanfechtbar machen. Kritiker vergleichen ihn immer mehr mit Hosni Mubarak. Im Juni 2013 verkündet das oberste Verfassungsgericht, dass die von Mursi durchgeboxte Verfassung unter nicht gesetzeskonformen Umständen zustande gekommen ist.
Audio
In Kairo tickt die Uhr
08:41 min, aus Echo der Zeit vom 02.07.2013.
Bild: Keystone
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30. Juni 2013:
Eine Unterschriftenkampagne der Initiative «Tamarud» (Rebellion), mit der Mursi zum Rücktritt gezwungen werden soll, gipfelt in Massenprotesten Hunderttausender. Auch die Armee stellt ein Ultimatum und fordert eine Lösung des Konflikts.
09:13
Video
Machtwechsel in Ägypten
Aus 10 vor 10 vom 03.07.2013.
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3./4. Juli 2013:
Nach den Massenprotesten setzt das Militär Mursi ab und stellt ihn unter Arrest. Der oberste Verfassungsrichter Adli Mansur wird Übergangspräsident. Mursi-Anhänger beginnen einen Dauerprotest.
01:19
Video
Mursi sitzt in Untersuchungshaft
Aus 10 vor 10 vom 26.07.2013.
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26./27. Juli 2013:
Mursi wird des Landesverrats beschuldigt und kommt in Untersuchungshaft – mit ihm auch andere hochrangige Politiker der Muslimbruderschaft.
04:27
Video
Anhänger fordern Wiedereinsetzung von Mursi
Aus 10 vor 10 vom 08.08.2013.
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8. August 2013:
Zum Ende des Fastenmonats Ramadan fordern Zehntausende Islamisten die Wiedereinsetzung Mursis.
05:24
Video
Ägypten im Ausnahmezustand
Aus Tagesschau vom 14.08.2013.
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14. August 2013:
Bei der Räumung von Protestlagern mit Tausenden Mursi-Anhängern gibt es nach Regierungsangaben mehr als 600 Tote. Eine Verhaftungswelle hochrangiger Muslimbrüder setzt ein.
4. Oktober 2013:
Muslimbrüder beginnen dreitägige Proteste gegen Mursis Entmachtung, in Ägypten werden dabei mehr als 50 Menschen getötet.
23. September 2013:
Ein Gericht in Kairo erklärt die Muslimbruderschaft und alle Ableger der Organisation für illegal.
19. August 2013:
Die Staatsanwaltschaft leitet gegen Mursi Ermittlungen wegen der Tötung von Demonstranten ein. Es folgt eine Anklage wegen Beleidigung der Justiz.
28./29. Oktober 2013:
Mursi lehnt eine Woche vor Beginn des Prozesses gegen ihn die Rechtmässigkeit des Gerichts ab. Einen Tag später platzt ein Prozess gegen die Führungsriege der Muslimbrüder wegen Anstiftung zum Mord. Die Richter erklären sich für befangen.
Audio
Kairo: Turbulenter Auftakt im Prozess gegen Mursi
03:58 min, aus Rendez-vous vom 04.11.2013.
Bild: Reuters
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4. November 2013:
Kurz nach Beginn wird der Strafprozess gegen Mursi auf den 8. Januar 2014 vertragt.
24. November 2013:
Übergangspräsident Adli Mansur unterzeichnet ein umstrittenes Demonstrationsgesetz. Künftig müssen Demonstrationen drei Tage vorher angemeldet werden.
Audio
Entwurf für eine neue ägyptische Verfassung
03:31 min, aus Echo der Zeit vom 02.12.2013.
Bild: Reuters
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1. Dezember 2013:
Die Verfassungskommission nimmt den Entwurf für eine neue Verfassung an. Im Januar 2014 soll in einem Referendum darüber abgestimmt werden.
18. Dezember 2013:
Die Vorwürfe gegen Mursi wiegen schwer: Der abgesetzte Präsident ist nun auch wegen Spionage und Terrorismus angeklagt.
01:54
Video
Tote in Ägypten
Aus Tagesschau vom 24.12.2013.
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24. Dezember 2013:
Bei einem Bombenanschlag auf die Zentrale der Polizei in der nordägyptischen Stadt Al-Mansura kommen 16 Menschen ums Leben, mehr als 100 werden verletzt.
01:20
Video
Ägypten stuft Muslimbrüder als Terrororganisation ein
Aus Tagesschau vom 25.12.2013.
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25. Dezember 2013:
Radikale Islamisten bekennen sich zu dem Anschlag. Die Regierung stuft die Muslimbruderschaft als Terrororganisation ein, weil das Attentat angeblich auf ihr Konto gehe. In den folgenden Tagen werden Hunderte Muslimbrüder festgenommen.
8. Januar 2014
Das Strafverfahren gegen Mursi wegen der angeblichen Tötung von Demonstranten ist auf den 8. Januar angesetzt. Die Sitzung wird jedoch auf den 1. Februar verschoben. Begründung des Gerichts: Mursi könne wegen schlechten Wetters nicht mit dem Helikopter zum Gerichtssaal gebracht werden. Bei einem Schuldspruch droht ihm lebenslange Haft oder die Todesstrafe. Ende Januar muss Mursi sich zusätzlich wegen eines Gefängnisausbruchs aus dem Jahr 2011 vor Gericht verantworten. Ein drittes Verfahren wegen Terrorismus und Spionage ist in Vorbereitung.
21. April 2015
Mursi wird in einem anderen Verfahren wegen Anstiftung zur Gewalt gegen Demonstranten zu 20 Jahren Haft verurteilt worden.
00:58
Video
Todesstrafe für Ägyptens Ex-Präsident Mursi
Aus Tagesschau vom 16.05.2015.
abspielen. Laufzeit 58 Sekunden.
16. Mai 2015
In Kairo ist der ehemalige ägyptische Präsident Mohammed Mursi zum Tod verurteilt worden. Das Gericht sprach ihn wegen Spionage schuldig. Mit ihm sollen 105 weitere Funktionäre und Anhänger der Muslimbruderschaft hingerichtet werden.
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