Zum Inhalt springen
Video
Entsetzen nach mutmasslichem Giftgas-Angriff
Aus Tagesschau vom 04.04.2017.
abspielen. Laufzeit 1 Minute 59 Sekunden.

Mutmasslicher Giftgasangriff «Die zivilisierte Welt darf diesen Vorfall nicht ignorieren»

  • In Syrien ist es offenbar erneut zu einem Giftgas-Angriff gekommen. Beim Angriff auf die Stadt Chan Schaichun sollen mindestens 58 Menschen ums Leben gekommen sein, darunter Kinder.
  • Darüber hinaus wurden Dutzende Menschen – darunter Frauen und Kinder – verletzt. Die Rettungshelfer der Organisation Weisshelme berichteten sogar von 240 Verletzten.
  • Nach dem Giftgasangriff bombardierten Kampfjets die Stadt erneut. Dabei wurde offenbar ein Krankenhaus getroffen.
  • Die UNO will den Vorfall genaustens untersuchen und beruft eine Dringlichkeitssitzung ein.
  • Grossbritannien, Frankreich und die USA haben dem UNO-Sicherheitsrat einen Resolutionsentwurf vorgelegt.

OPCW analysiert Informationen

Box aufklappen Box zuklappen

Die Organisation für ein Verbot der Chemiewaffen (OPCW) ist zutiefst besorgt über den möglichen Einsatz von Giftgas in Syrien. OPCW-Experten würden dazu zur Zeit Informationen sammeln und analysieren, so die Organisation in Den Haag. Die OPCW hatte bereits in der Vergangenheit festgestellt, dass in Syrien Chemiewaffen eingesetzt worden waren.

Menschen, die in Ohnmacht gefallen sind, sich erbrochen haben und Schaum vor dem Mund aufwiesen. Die aus Syrien übermittelten Bilder zeigen zahlreiche Leichen und Opfer, die mit Sauerstoff behandelt wurden.

Grund dafür könnte einer der schwersten Giftgasangriffe im syrischen Bürgerkrieg sein. Aktivisten machen das syrische Regime dafür verantwortlich. Das Regime in Damaskus weist den Vorwurf jedoch zurück.

EU, Paris, London und USA prangern Assad an

«Der Angriff ist aus der Luft gekommen», sagte der UNO-Sondergesandte für Syrien, Staffan de Mistura. Die UNO will die Täter dieser Attacken zur Verantwortung ziehen, wie es in einer Stellungnahme heisst. Denn: Sowohl der Einsatz von chemischen Waffen als auch der bewusste Angriff auf medizinische Einrichtungen würden Kriegsverbrechen bedeuten.

Einmal mehr wird das syrische Regime die offenkundige Verantwortung für dieses Massaker abstreiten.
Autor: François Hollande Präsident von Frankreich

Dass der syrische Präsident Baschar al-Assad hinter dem mutmasslichen Giftgasangriff auf sein Volk steckt, ist hingegen für zahlreiche Politiker bereits klar. François Hollande, Präsident von Frankreich: «Einmal mehr wird das syrische Regime die offenkundige Verantwortung für dieses Massaker abstreiten. Wie 2013 zählt Assad auf die Komplizenschaft seiner Alliierten, um ungestraft agieren zu können.»

Auch die EU-Aussenbeauftragte Federica Mogherini kritisierte die Rolle von Assad: «Offenkundig gibt es eine Hauptverantwortung des Regimes, denn es hat die Hauptverantwortung für den Schutz seines Volkes».

Das trägt alle Anzeichen eines Angriffs durch das Regime.
Autor: Boris Johnson Britischer Aussenminister

Der britische Aussenminister Boris Johnson vermutet ebenfalls Assad hinter der Tat: «Das trägt alle Anzeichen eines Angriffs durch das Regime, das wiederholt chemische Waffen eingesetzt hat.» Auch die amerikanische Regierung wirft Assad vor, für den Giftgasangriff verantwortlich zu sein. Der Vorfall sei verwerflich und könne von der «zivilisierten Welt» nicht ignoriert werden, sagte Regierungssprecher Sean Spicer.

US-UNO-Botschafterin Nikki Haley am 4.4.17.
Legende: Heute will die UNO über den mutmasslichen Giftgasangriff beraten. Der Westen bereitet eine Resolution vor. Reuters

Westen bereitet UNO-Resolution vor

Der UNO-Sicherheitsrat will heute über den jüngsten Vorfall beraten. Die Dringlichkeitssitzung wurde auf Antrag Frankreichs und Grossbritanniens einberufen.

Nach dem mutmasslichen Giftgasangriff haben Grossbritannien, Frankreich und die USA dem UNO-Sicherheitsrat zudem einen Resolutionsentwurf vorgelegt. Darin verurteilen sie den Vorfall und fordern eine baldige Untersuchung.

Einschätzung von SRF-Korrespondent Pascal Weber

«Den Krieg dauerhaft beenden kann nur eine politische Lösung. Und eine solche politische Lösung ist schlichtweg nicht in Sicht. Assad und seine Verbündeten wollen eine militärische Lösung. Zudem können der IS oder die Al Kaida in eine politische Lösung schlicht nicht eingebunden werden. Und der Westen ist bislang weder fähig noch willens, eine politische Lösung zu finden – geschweige denn durchzusetzen.»

Nach Giftgasangriff Klinik bombardiert?

Nach Angaben von Menschenrechtsbeobachtern hatten Kampfjets am Morgen mehrere Angriffe auf die von Rebellen kontrollierte Stadt Chan Scheichun im Nordwesten des Landes geflogen. Zahlreiche Menschen brachen daraufhin zusammen und zeigten Anzeichen von Giftgas-Verletzungen. Ein Arzt aus der Stadt Idlib berichtete, es gebe zu wenig Sauerstoffgeräte, um die Patienten zu behandeln. Unter den Opfern seien viele Kinder.

Später am Tag hätten Jets Chan Scheichun erneut angegriffen, meldeten die Menschenrechtler. Andere Aktivisten erklärten, eine Klinik sei bombardiert worden, in der Verletzte behandelt worden seien. Die Angaben liessen sich nicht unabhängig überprüfen.

Video
«Nur eine politische Lösung kann diesen Krieg beenden»
Aus Tagesschau vom 04.04.2017.
abspielen. Laufzeit 2 Minuten 9 Sekunden.

Mindestens 58 Tote – darunter mehrere Kinder

Aktivisten zufolge sind bei dem mutmasslichen Giftgasangriff mindestens 58 Menschen getötet worden, darunter elf Kinder. Die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte meldete aus Chan Scheichun zudem Dutzende Verletzte. Die Rettungshelfer der Organisation Weisshelme berichteten sogar von 240 Verletzten.

Immer wieder kommt es im syrischen Bürgerkrieg zum Einsatz von Giftgas. Bislang haben zwei Parteien Giftgas eingesetzt, wie SRF-Korrespondent Pascal Weber erklärt. Drei Giftgaseinsätze konnte die UNO in der Vergangenheit klar der syrischen Regierung zuordnen, während ein solcher Anschlag demnach auf das Konto des IS ging.

Jederzeit top informiert!
Erhalten Sie alle News-Highlights direkt per Browser-Push und bleiben Sie immer auf dem Laufenden.
Schliessen

Jederzeit top informiert!

Erhalten Sie alle News-Highlights direkt per Browser-Push und bleiben Sie immer auf dem Laufenden. Mehr

Push-Benachrichtigungen sind kurze Hinweise auf Ihrem Bildschirm mit den wichtigsten Nachrichten - unabhängig davon, ob srf.ch gerade geöffnet ist oder nicht. Klicken Sie auf einen der Hinweise, so gelangen Sie zum entsprechenden Artikel. Sie können diese Mitteilungen jederzeit wieder deaktivieren. Weniger

Sie haben diesen Hinweis zur Aktivierung von Browser-Push-Mitteilungen bereits mehrfach ausgeblendet. Wollen Sie diesen Hinweis permanent ausblenden oder in einigen Wochen nochmals daran erinnert werden?

Meistgelesene Artikel