Der Absturz der Boeing 737 MAX 8 in Äthiopien mit 157 Toten hat Folgen: Die Ethiopian Airlines hat ein Startverbot für alle Maschinen des gleichen Typs verhängt. Auch China nimmt den brandneuen Passagierjet vom Himmel, von welchem vor fünf Monaten schon einer in Indonesien abstürzte. Behörden, Boeing und Fluggesellschaften müssten nochmals genau über die Bücher, prognostiziert Aviatik-Experte Stefan Eiselin.
SRF News: Erneut ist eine Maschine des neuen Boeing-Typs abgestürzt. Was sind die nächsten Schritte?
Stefan Eiselin: Die Behörden werden in den nächsten Monaten abklären, ob es tatsächlich Parallelen zwischen den beiden Unglücken gibt. Sobald es Hinweise gibt, dass es am Flugzeug liegen könnte, wird Boeing im Gleichschritt mit den Behörden handeln.
Ist es also mehr als ein Zufall, dass die Maschine im Oktober ebenfalls kurz nach dem Start abstürzte.
Es ist zu früh, um dazu Aussagen zu machen. Was man sieht: Es sind zwei Abstürze mit einem ähnlichen Profil. Sie erfolgten wenige Minuten nach dem Start. Es gab zudem Geschwindigkeitsveränderungen während der Startphase. Bei beiden Abstürzen der brandneuen Flugzeuge kamen alle Insassen um.
Ob der Fehler am Flugzeug beziehungsweise in der Software der Maschine lag oder ob es ein Pilotenfehler war, weiss man beim jüngsten Unglück noch nicht. Es ist jetzt sicher Aufmerksamkeit geboten. Behörden, Boeing und die Fluggesellschaften müssen nochmals genau über die Bücher gehen, um allfällige Anpassungen vornehmen zu können.
Kann man die Boeing 737 Max 8 bereits als «Problemflugzeug» zu bezeichnen?
Das kann man wohl zurzeit noch nicht sagen. Aber die Maschine macht Boeing und den Behörden sicherlich Kopfschmerzen. Da muss jetzt schnell gearbeitet und abgeklärt werden, ob es irgendwelche noch so kleine Hinweise gibt, dass das Flugzeug beziehungsweise einzelne Komponenten den Absturz verursacht haben könnten. Dann wird man entscheiden müssen, ob die 737-Max-8-Flotte gegroundet werden muss, bis die Probleme gelöst sind.
Das Gespräch führte Iwan Lieberherr.